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Stimmung beruhigt sich, Optionshändler jedoch weiter besorgt

Die politikbedingten Risikoaufschläge in Europa sind in dieser Woche leicht gesunken. Die implizite Volatilität bleibt jedoch auf einem erhöhten Niveau. Niedrigere Renditen und die Desinflation führten zu einem Rekordhoch bei US-Aktien-Benchmarks.

Titelbild für das deutsche Wöchentliches Marktupdate

Die politikbedingten Risikoaufschläge in Europa sind in dieser Woche leicht gesunken, während Anleger weiter die Wahrscheinlichkeit bewerten, mit der Linksaußen- oder Rechtsaußen-Parteien bei den französischen Parlamentswahlen in diesem Monat die absolute Mehrheit erreichen. Die implizite Volatilität bleibt jedoch auf einem erhöhten Niveau.

Niedrigere Renditen und die Desinflation führten zu einem Rekordhoch bei US-Aktien-Benchmarks. Der S&P hat nun seit 322 Tagen keinen Rückgang von 2 % verzeichnet. Dies ist die längste derartige Phase seit 2017–2018.

Die Anzeichen für einen Rückgang bei den Verbraucherausgaben mehren sich, nachdem der Anstieg der Einzelhandelsumsätze in den USA im Monatsvergleich mit 0,1 % unter der Konsensprognose von 0,3 % lag. Die Zahlen für den April wurden ebenfalls nach unten korrigiert und zeigen nun einen Rückgang von 0,2 % anstelle des ursprünglich gemeldeten Ergebnisses von 0 %.

Die BoE votierte mit 7 zu 2 Stimmen für einen unveränderten Leitzins von 5,25 % für einen weiteren Monat – nur einen Tag, nachdem die jährliche Inflationsrate zum ersten Mal seit beinahe drei Jahren auf 2 % gefallen war. Auch wenn die Inflation im Dienstleistungssektor weiter hoch ist, rechnen die Märkte mit zwei Zinssenkungen bis Ende 2024.

Der Composite PMI für die Eurozone sank leicht auf 50,8 und verfehlte damit deutlich den Marktkonsens von 52,5. Dies weist auf schwächere Rahmenbedingungen für den privaten Sektor in der Eurozone hin. Die Zahlen belegen zwar einen vierten Monat der Expansion, jedoch mit dem niedrigsten Wert seit März.

Der Optionsmarkt zeigt, dass Händler den USD so optimistisch bewerten wie seit über einem Jahr nicht mehr. Die besten Erklärungsfaktoren für die Resilienz des US-Dollars sind nach wie vor Zuflüsse in sichere Häfen, die steigenden Risikoaufschläge in Europa sowie die vergleichsweise aggressiven Signale der Fed. Zu den wesentlichen Ereignissen der nächsten Woche werden die weltweiten Inflationszahlen und die schwachen Daten aus Europa gehören.

Globale Makrodaten
Rekordhochs bei Aktien, während Devisen weiter unter Druck stehen

Aktien übertreffen alle Rekorde. Niedrigere Renditen und die Desinflation führten zu einem Rekordhoch bei US-Aktien-Benchmarks. Der S&P hat nun seit 334 Tagen keinen Rückgang von 2 % verzeichnet. Dies ist die längste derartige Phase seit 2017–2018. Bemerkenswert ist auch, dass der S&P 500 im Jahr 2024 bisher 31 neue Allzeithochs verzeichnet hat – nach zwei Jahren ohne ein einziges Allzeithoch. Tatsächlich verzeichneten 14 der 20 größten Aktienmärkte der Welt in jüngster Zeit Rekordwerte. Dies ist kann auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden, darunter Zinssenkungen, eine gesunde Wirtschaft und starke Unternehmensgewinne. Eine solche Situation an den Aktienmärkten wäre normalerweise mit einer Schwäche des US-Dollars verbunden. Stattdessen nahm die Nachfrage nach der Weltreservewährung nach einer eher ruhigen Phase jedoch wieder zu.

Der Yuan fällt weiter. Die PBoC ließ wichtige Zinssätze bei der Festlegung im Juni ebenfalls unverändert und entsprach damit den Markterwartungen. Der Leitzins für 1-jährige Darlehen wurde bei 3,45 % belassen. Der Zinssatz für 5-jährige Darlehen, ein Referenzzinssatz für Immobilienhypotheken, blieb nach einer Rekordsenkung um 25 Basispunkte im Februar bei 3,95 %. Beide Zinssätze liegen inmitten der fragilen wirtschaftlichen Erholung auf einem Rekordtief, was die Forderungen nach weiteren Unterstützungsmaßnahmen durch Peking verstärkt. Ein Grund für das Ausbleiben weiterer Stimuli ist der stärkere US-Dollar, der chinesischen Politikern weiterhin Probleme bereitet. Falls es jedoch zu keiner ernsthaften Stützung des Renminbi kommt, wenn sich der Onshore-Handel erholt, werden Händler den Dollar-Yuan-Wechselkurs in einen höheren Bereich treiben.

Macron besteht den ersten Test. Im normalen Geschäftsverlauf erhalten Anleiheauktionen in der Regel keine große Aufmerksamkeit. Diese Runde französischer Anleiheauktionen stellte jedoch den ersten großen Test seit Macrons überraschender Ankündigung von Neuwahlen Anfang des Monats dar und stieß auf eine solide Nachfrage. Dies zeigt, dass die politischen Turbulenzen potenzielle Käufer noch nicht abgeschreckt haben. Die Gebote für alle Anleihen betrugen das 2,41-Fache des gesamten angebotenen Betrags und entsprachen damit weitgehend vorherigen Verkäufen von Anleihen mit ähnlichen Laufzeiten. Die Ergebnisse der Anleiheauktion deuten darauf hin, dass der aktuelle Ausverkauf die Renditen hoch genug getrieben hat, um Käufer anzulocken. Wir dürften daher den Höhepunkt des sogenannten französischen Risikoaufschlags vorerst wahrscheinlich erreicht haben.

BoE wird dieses Jahr zwei Zinssenkungen vornehmen. Die BoE votierte mit 7 zu 2 Stimmen für einen unveränderten Leitzins von 5,25 % für einen weiteren Monat. Aus der Erklärung und dem Sitzungsprotokoll der BoE ließen sich einige wichtige Erkenntnisse gewinnen. Es wurde deutlich, dass die Entscheidung gegen eine Zinssenkung „sorgfältig abgewogen“ wurde, da es innerhalb der Mehrheit Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Bedeutung der in letzter Zeit überraschend starken Inflation im Dienstleistungssektor gab. Die Nachricht kam einen Tag, nachdem Daten zeigten, dass die Inflation im Vereinigten Königreich zum ersten Mal seit beinahe drei Jahren auf das Ziel der Zentralbank von 2 % gefallen war, auch wenn sich die aufmerksam beobachteten Zahlen im Dienstleistungssektor weniger stark abschwächten als erwartet. Einige geldpolitische Entscheidungsträger sprachen sich zwar für die Beibehaltung der Zinssätze aus, signalisierten jedoch, dass die überraschend hohe Inflation im Dienstleistungssektor nichts an der desinflationären Entwicklung der Wirtschaft geändert habe.

Flash-PMIs verschlechtern sich. Der vorläufige HCOB Eurozone Composite PMI sank leicht auf 50,8 und verfehlte damit deutlich den Marktkonsens von 52,5. Dies weist auf schwächere Rahmenbedingungen für den privaten Sektor in der Eurozone hin. Die Zahlen belegen zwar einen vierten Monat der Expansion in Folge, jedoch mit dem niedrigsten Wert seit März. Diese Schwäche ist vor allem auf schlechter werdende Zahlen aus den Fertigungssektoren zurückzuführen, die auf ein 6-Monats-Tief fielen. Auch im Dienstleistungssektor zeigten sich Anzeichen für eine Schwäche, da die Flash-PMIs im Juni auf 52,6 sanken. Auch wenn dies der fünfte Monat in Folge ist, für den ein Wachstum verzeichnet wurde, ist dies der niedrigste Wert seit drei Monaten.

FX-Perspektiven
Dollar wird durch globale Makrodaten gestützt

USD Stabil trotz sinkender Renditen. Obwohl US-Renditen auf ein 2-Monats-Tief gefallen sind, gab es in letzter Zeit eine relativ ruhige Phase auf dem Spotmarkt für den US-Dollar. Der Dollar geriet leicht unter Verkaufsdruck, da die Einzelhandelsumsätze in den USA im Mai weniger stark stiegen als erwartet, was die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die Fed im September erhöhte (60 %). Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen fiel auf 4,19 %, den niedrigsten Stand seit Ende März. Der US-Dollar-Index hielt sich jedoch stabil über seinem gleitenden 100-Wochen-Durchschnitt, der seit Anfang Mai eine solide Unterstützung bietet. Der Optionsmarkt zeigt ebenfalls, dass Händler den USD so optimistisch bewerten wie seit über einem Jahr nicht mehr. Die besten Erklärungsfaktoren für die Resilienz des US-Dollars sind nach wie vor Zuflüsse in sichere Häfen, die steigenden Risikoaufschläge in Europa sowie die vergleichsweise aggressiven Signale der Fed. Wir erwarten, dass die aktuelle enge Handelsspanne bis zum 28. Juni unverändert bleiben wird, wenn die von der Fed bevorzugten Inflationskennzahlen (die Daten für die PCE-Kernpreise) veröffentlicht werden. Auch die erste Debatte im Rahmen der US-Präsidentschaftswahlen am 27. Juni könnte sich auf den US-Dollar auswirken, wenn sie die Prognosen für einen Sieg von Trump oder Biden später in diesem Jahr beeinflusst.

EUR Bevorstehende Wahlen in Frankreich begrenzen Aufwärtsentwicklung. Der Euro wurde durch höhere Risikoaufschläge aufgrund der Wahlen in Frankreich und die schlechter als erwartet ausgefallenen Flash-PMIs erheblich belastet. Die sinkende realisierte Volatilität führte dazu, dass sich der Spothandel für das Währungspaar EUR/USD in einem sehr eingeschränkten Bereich von 1,068 bis 1,075 USD bewegte. Der Euro hatte Probleme, sich überzeugend von seinen 7-Wochen-Tiefs zu erholen. Da europäische Makrodaten bei Währungsbewegungen eine untergeordnete Rolle spielen, gilt die Aufmerksamkeit nach wie vor den Anzeichen für eine weitere Stabilisierung des französischen Anleihemarkts und den Entwicklungen in den USA. Die technischen Daten für den EUR deuten auf eine mögliche Erholung in naher Zukunft hin, da sich das Währungspaar EUR/USD derzeit nahe dem unteren Bereich des Bollinger-Bands bewegt. Allerdings liegt die Renditespanne bei OAT-Bund-Anleihen aufgrund der bevorstehenden Wahlen in Frankreich nach wie vor oberhalb von 76 Basispunkten, was auf ein begrenztes Aufwärtspotenzial hinweist. Derzeit liegt die Obergrenze für das Währungspaar EUR/USD beim 50-Wochen-SMA von 1,0814 USD. Auf den Devisenoptionsmärkten zeigt die Risikoumkehr bei Laufzeiten von 3 Monaten und weniger gegenüber den meisten G10-Währungen weiter eine Tendenz zugunsten von Euro-Puts, wobei die pessimistischste Stimmung bei den Währungspaaren mit USD, JPY und CHF zu beobachten ist.

GBP Unbeirrt von Signalen für eine Leitzinssenkung durch die BoE. Das Währungspaar GBP/USD ist mehr als einen Cent von seinem 5-Jahres-Durchschnitt von 1,28 USD entfernt, wird jedoch weiter über dem Durchschnittswert von 1,26 USD für das Jahr 2024 gehandelt. Das Währungspaar GBP/EUR verzeichnete einen Rückgang von den jüngsten 22-Monats-Höchstständen, bewegt sich jedoch weiter oberhalb der Marke von 1,18 EUR, drei Cent über dem 5-Jahres-Durchschnitt. Die vergleichsweise hohen Renditen im G10-Raum haben das Pfund Sterling in diesem Jahr unterstützt. Die verbesserten Perspektiven für die britische Wirtschaft könnten jedoch ebenfalls hierzu beigetragen haben. Unser Soft-Data-Proxy für wirtschaftliche Perspektiven ist zum ersten Mal seit zwei Jahren positiv, was deutlich positiv mit dem Währungspaar GBP/USD korreliert. Trotz der positiven Makrodaten überrascht die Resilienz des Pfund Sterling bei Betrachtung der Swap-Differenzen. Dies gilt besonders, da die zurückhaltenden Äußerungen der BoE die Wetten auf eine Zinssenkung im August in dieser Woche von 30 % auf 60 % steigen ließen.

CHF Am Boden nach der Zinssenkung durch die SNB. Angesichts seines Status als sicherer Hafen und der jüngsten Sitzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erhielt der Schweizer Franken in letzter Zeit sehr viel Aufmerksamkeit. Die Absicherung gegen volatile Kursschwankungen beim Schweizer Franken am Tag vor der SNB-Sitzung war mit den höchsten Kosten seit Ende 2022 verbunden. Gleichzeitig glich die Notwendigkeit der Absicherung gegen Extremrisiken mögliche Carry-Vorteile aus. Dies erklärt die Aufwertung des Franken um mehr als 3 % gegenüber zahlreichen G10-Pendants seit Anfang Juni. Der Franken büßte jedoch einen großen Teil dieser Gewinne wieder ein, nachdem die SNB den Leitzins tatsächlich zum zweiten Mal in diesem Jahr senkte und ihre Inflationsprognosen nach unten korrigierte. Wir sind jedoch hinsichtlich einer anhaltenden Schwäche des CHF in näherer Zukunft vorsichtig, da der Status als sicherer Hafen und die entsprechenden Zuflüsse die Schweizer Währung im Vorfeld der Wahlen in Frankreich und im Vereinigten Königreich stützen könnten.

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