Festverzinsliche Wertpapiere geben weiter die Richtung für die globalen Märkte vor. Während die Nachfrage nach Treasury-Auktionen nachlässt und sich das Verbrauchervertrauen erholt, steigen die Renditen von US-Staatsanleihen wieder.
Der Renditeanstieg am längeren Ende trieb den US-Aktienvolatilitätsindex zum ersten Mal seit sechs Wochen in die Höhe und belastete die Aktienkurse. Der europäische Aktienindex Stoxx 600 fiel die zweite Woche in Folge. Der US-Dollar blieb weitgehend unverändert.
Die Europäische Union muss die Unternehmen bis nächste Woche darüber informieren, ob sie Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge erheben und damit den jüngsten Preiserhöhungen in den USA folgen wird.
Die Anleger stellen sich auf größere Schwankungen in der Zukunft ein. Der implizite Volatilitätsaufschlag für die 6-Monats-Laufzeit im Vergleich zur 3-Monats-Laufzeit ist für das Währungspaar EUR/USD aufgrund der längeren Optionskontrakte, die die US-Wahlen im November erfassen, auf den höchsten Stand seit 2017 gestiegen.
Das Verbrauchervertrauen in den USA stieg zum ersten Mal seit vier Monaten und übertraf im Mai alle Erwartungen. Das BIP-Wachstum in den USA wurde im 1. Quartal den Erwartungen entsprechend nach unten auf 1,3 % korrigiert, was vor allem auf geringere Verbraucherausgaben zurückzuführen ist.
Die jährliche Inflationsrate in der Eurozone ist im Mai zum ersten Mal seit fünf Monaten gestiegen und erreichte 2,6 % gegenüber 2,4 % in den beiden Vormonaten. Damit liegt sie über den Prognosen von 2,5 %.
Die EZB wird in der nächsten Woche voraussichtlich eine Zinssenkung um 25 Basispunkte beschließen. In den USA werden verschiedene Arbeitsmarktindikatoren auf Anzeichen einer weiteren Abkühlung beobachtet werden.

Globales Makro
Aktien fallen aufgrund steigender Renditen und Volatilität
Entgegengesetzt wirkender Kräfte bei Anleihen. Festverzinsliche Wertpapiere geben weiter die Richtung für die globalen Märkte vor. Während die Nachfrage nach Treasury-Auktionen nachlässt und sich das Verbrauchervertrauen erholt, steigen die Renditen von US-Staatsanleihen wieder. Das Gebots-Zuteilungs-Verhältnis für 2-, 5- und 7-jährige Staatsanleihen blieb hinter den Erwartungen zurück und erreichte den tiefsten Stand seit mehreren Monaten. Die massive Ausgabe neuer Schuldtitel und das von der US-Notenbank verfolgte Programm für eine quantitative Straffung stützen weiterhin höhere Renditen, sofern die Konjunkturdynamik in den kommenden Quartalen anhält. Dem steigenden Angebot bei Anleihen stehen die sich verschlechternden Wachstumsaussichten für die USA gegenüber, die den Anstieg der Renditen in dieser Woche begrenzt haben. Enttäuschende Zahlen bei Eigenheimverkäufen, die Abwärtskorrektur des BIP für das 1. Quartal und die leicht erhöhte Zahl von Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung haben die Renditen am Donnerstag erneut nach unten gedrückt.
Die Volatilität steigt, die Aktienkurse fallen. Der Renditeanstieg am längeren Ende trieb den US-Aktienvolatilitätsindex zum ersten Mal seit sechs Wochen in die Höhe und belastete die Aktienkurs-Benchmarks. Der US-Dollar konnte von dieser Umgebung mit längerfristig höheren Renditen nicht sehr stark profitieren, da dies hauptsächlich vom Angebot abhängig ist; der S&P 500 als auch der Nasdaq verzeichneten in dieser Woche Verluste. Der europäische Aktienindex Stoxx 600 fiel die zweite Woche in Folge.
Das Warten auf die europäische Entscheidung zu Zöllen. Die Europäische Union muss die Unternehmen bis nächste Woche darüber informieren, ob sie Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge erheben und damit den jüngsten Preiserhöhungen in den USA folgen wird. China deutete bereits an, dass es im Falle einer Preiserhöhung bei chinesischen Elektrofahrzeugen zu Vergeltungsmaßnahmen gegen die Union kommen werde, was die politischen Entscheidungsträger in eine komplizierte Lage bringt. Der Kontinent hat durch die kontinuierliche Zunahme von Handelskonflikten und Zöllen am meisten zu verlieren. Nichts zu unternehmen, ist jedoch auch keine Option, da Europa bei fast allen Technologien der neuen Generation gegenüber Asien und den Vereinigten Staaten im Hintertreffen ist. Auch wenn sie sich nicht auf die Märkte auswirken, werden die Geo- und die Handelspolitik das globale Narrativ weiterhin prägen.
Die Inflation steigt vor der Zinssenkung durch die EZB stärker als erwartet. Vorläufigen Schätzungen zufolge stieg die jährliche Inflationsrate in der Eurozone im Mai zum ersten Mal seit fünf Monaten wieder und erreichte 2,6 % gegenüber 2,4 % in den beiden Vormonaten. Damit liegt sie über den Prognosen von 2,5 %. Der Aufwärtstrend ist auf die Erholung bei Energie- und Dienstleistungspreisen zurückzuführen. Die Kernrate, die die volatilen Komponenten Energie und Nahrungsmittel ausschließt, stieg ebenfalls von 2,7 % auf 2,9 % und lag damit über den Prognosen von 2,8 %.
FX-Preisgestaltung angesichts von Wahlrisiken. Die realisierteWährungsvolatilität lag dieses Jahr trotz der Unsicherheit hinsichtlich der Entwicklungen bei Inflation und Geldpolitik deutlich unter dem historischen Durchschnitt. Allerdings könnten einmalige Ereignisse an der geopolitischen Front und Wahlen (Europa, Vereinigtes Königreich, USA) dies verändern. Die Anleger stellen sich auf größere Schwankungen in der Zukunft ein. Der implizite Volatilitätsaufschlag für die 6-Monats-Laufzeit im Vergleich zur 3-Monats-Laufzeit ist für das Währungspaar EUR/USD aufgrund der längeren Optionskontrakte, die die US-Wahlen im November erfassen, auf den höchsten Stand seit 2017 gestiegen. Das ergibt Sinn. Historisch gesehen, kommt es im Vorfeld von US-Präsidentschaftswahlen zu einem Anstieg bei Volatilität, politischer Unsicherheit und dem US-Dollar.

FX-Perspektiven
Schwankende Risikostimmung
USD Fehlende Richtungsimpulse. Für den US-Dollar war dies eine Achterbahnwoche. Er fiel aufgrund der weltweit gestiegenen Risikobereitschaft auf ein 2-Wochen-Tief, kletterte dann jedoch angesichts steigender Renditen für US-Staatsanleihen wieder auf ein 2-Wochen-Hoch, gestützt von einigen starken Wirtschaftsdaten, aggressiven Aussagen von Fed-Entscheidungsträgern und einer Reihe schwacher Anleiheauktionen. Die Schwäche des Treasury-Markts löste eine Flucht in sichere Häfen aus, ein weiteres positives Thema für den Dollar. Die Stärke des US-Dollars im Jahr 2024 hat viele überrascht, lässt sich jedoch leicht erklären. Die Wachstumsunterschiede zwischen den USA und anderen G7-Volkswirtschaften sind seit einiger Zeit konsistent positiv. Die kurz- und langfristigen Zinsunterschiede unterstützen den Dollar. Auch die Entwicklung der USA zu einem Netto-Energieexporteur und starke Direktinvestitionen aus dem Ausland sind hilfreich. Von Januar bis April hatte der US-Dollar gegenüber 55 % seiner internationalen Pendants im Durchschnitt an Wert gewonnen. Im Mai stieg er jedoch nur um 14 %, obwohl die Wetten auf eine Zinssenkung durch die Fed zurückgefahren wurden. Dies kann durch die schwächeren Makrodaten aus den USA erklärt werden, einschließlich der in dieser Woche nach unten korrigierten BIP-Zahlen für das 1. Quartal. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass Anleger eher nach Gründen suchen, den US-Dollar zu verkaufen.
EUR Die Euro-Bären erwachen. Steigende globale Renditen und eine geringere Risikobereitschaft hatten deutliche negative Auswirkungen auf den Euro. Dies führte zu einer allgemeinen Abwertung gegenüber G10-Währungen. Insbesondere fiel das Währungspaar EUR/CHF im Wochenvergleich um über 1,0 % auf ein 2-Wochen-Tief und verzeichnete damit den bisher stärksten Rückgang im Jahr 2024. Die Gründe hierfür waren das starke Wirtschaftswachstum in der Schweiz und geringere Erwartungen hinsichtlich Zinssenkungen in naher Zukunft. Ähnlich erreichte das Währungspaar EUR/USD im Zuge der Rallye bei US-Staatsanleihen kurzzeitig ein 2-Wochen-Tief, bevor die Verluste wieder aufgeholt wurden. Die EZB wird bei ihrer Sitzung am 6. Juni den Leitzins voraussichtlich um 25 Basispunkte senken. Dies wird angesichts des abweichenden Zeitplans der Fed wahrscheinlich einen weiteren Abwärtsdruck auf den Euro ausüben. Diese Erwartungen spiegeln sich in der impliziten 1-wöchigen Optionsvolatilität für das Währungspaar EUR/USD wider, die auf ein 2-Wochen-Hoch gestiegen ist, allerdings immer noch unter dem 6-Monats-Durchschnitt liegt.

GBP Verwundet durch Risikoaversion. Die optimistische Risikostimmung an den Finanzmärkten zu Beginn der Woche ließ das Währungspaar GBP/USD beinahe auf ein 10-Wochen-Hoch über 1,28 USD hinaus steigen. Das Währungspaar GBP/EUR erreichte den höchsten Stand seit August 2022. Das Währungspaar GBP/JPY erreichte den höchsten Stand seit 2008. Die Stimmung verschlechterte sich jedoch schnell angesichts zunehmender globaler Inflationsängste. Dies brachte risikoreiche Anlagen wie Aktien in Schwierigkeiten und führte zu einem erheblichen Nachgeben des risikosensiblen Pfunds gegenüber sicheren Häfen wie USD, JPY und CHF. Mit Blick auf die Zukunft könnte die Absage öffentlicher Reden der geldpolitischen Entscheidungsträger der Bank of England (BoE) bis nach den Parlamentswahlen im Vereinigten Königreich als konstruktiv für das GBP angesehen werden, da dies das ohnehin geringe Risiko einer Zinssenkung durch die BoE im Juni weiter verringert. Ein mögliches Ergebnis einer großen Labour-Mehrheit nach den Wahlen könnten engere Beziehungen mit der EU sein. Dies könnte helfen, den sogenannten Brexit-Risikoaufschlag für das Pfund zu reduzieren, und für das Währungspaar GBP/USD zu einem Handel oberhalb von 1,30 USD und für das Währungspaar GBP/EUR zu einem Handel oberhalb von 1,20 EUR führen. Das größte Abwärtsrisiko für das Pfund Sterling ist ein Patt im Parlament, ein Szenario, das 2010 und 2017 dazu führte, dass das Währungspaar GBP/USD innerhalb einer Woche mehr als 2 % verlor. Der wichtigste kurzfristige Treiber für das Pfund Sterling bleibt die geldpolitische Perspektive der BoE. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Volatilität zunimmt, je näher die Wahlen rücken.
CHF Aggressive Aussagen und Vorteile als sicherer Hafen. Der Schweizer Franken beendete den Mai gestärkt und verzeichnete am Donnerstag einen seiner besten Tage im Jahr 2024. Dies erfolgte vor dem Hintergrund aggressiver Aussagen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und einer steigenden Nachfrage nach sicheren Anlagen aufgrund der Sorgen wegen eines anhaltenden Inflationsdrucks in den wichtigsten Volkswirtschaften. Auch die starken Schweizer BIP-Daten für das 1. Quartal unterstützten diese Entwicklung. Das Währungspaar USD/CHF beendete eine dreiwöchige Erfolgsserie, wich deutlich vom rollierenden 200-Wochen-Durchschnitt von 0,9168 ab und fiel unter den rollierenden 50-Tage-Durchschnitt, der es über den Großteil des Monats gestützt hatte. Gegenüber dem Euro erholte sich der Schweizer Franken nach einem 1-Jahres-Tief und erreichte ein neues 2-Wochen-Hoch. Dennoch zeigt der Franken weiter die zweitschlechteste Leistung unter den G10-Währungen in diesem Jahr (-8 % gegenüber dem USD), da die SNB den Verkauf von Devisenreserven eingestellt hat und angesichts einer Inflationsrate im angestrebten Bereich vor den wichtigsten anderen Zentralbanken Zinssenkungen einleitete. Allerdings erklärte der SNB-Vorsitzende Jordan diese Woche, dass aufgrund des schwächeren Frankens ein Aufwärtsrisiko für Inflationsprognosen bestehe, dem durch den Verkauf von Devisenreserven entgegengewirkt werden könne.

