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Gemischte Daten lassen Dollar unverändert

Fed tendiert weiter zu einer Zinssenkung. US-Inflation angesichts globaler Zinssenkungen. Das Paritätspuzzle.

Die gemischten Zahlen zur Entwicklung des US-amerikanischen Arbeitsmarkts hatten anscheinend keinen großen Einfluss auf die Finanz- und Devisenmärkte. Die globalen Aktienmärkte werden ihren dritten wöchentlichen Anstieg in Folge verzeichnen, während der US-Dollar auf einem hohen Niveau verharrt.

In dieser Woche ging es vor allem um den US-amerikanischen Arbeitsmarkt. Allerdings ist das Bild hinsichtlich der Entwicklung bei den Beschäftigungszahlen nicht klarer geworden. Die ISM-PMI-Umfragen, der ADP-Beschäftigungsbericht und die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung enttäuschten, während die Zahl der offenen Stellen deutlich zunahm.

Der US-Dollar orientierte sich an den von Vertretern der Fed gesendeten Signalen, die weiter davon sprachen, dass das Jahr mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember beendet werden könnte. Die Märkte gehen von einer Wahrscheinlichkeit von 70 % für dieses Szenario aus.

Frankreich erlebte in dieser Woche den Zusammenbruch der Regierung, als Premierminister Michel Barnier durch ein Misstrauensvotum abgesetzt wurde. Die beiden größten Volkswirtschaften des Kontinents sind derzeit politisch handlungsunfähig und nicht in der Lage, dringend notwendige Gesetze zu verabschieden.

Die Wirtschaftsdaten für Europa zeigen große Unterschiede. Die Makrodaten, die wir erhalten haben, scheinen jedoch den anhaltenden Pessimismus in Bezug auf den Kontinent zu bestätigen. Die deutsche Industrieproduktion ist im Oktober stärker als erwartet zurückgegangen und fiel gegenüber dem Vormonat um 1 %.

Der Dollar verzeichnete in der Woche vor der Eröffnung der US-Märkte am Freitag ein Plus. Der Arbeitsmarktbericht wird darüber entscheiden, ob der Greenback seine Gewinne bis zum Beginn des Wochenendes halten kann.

Die nächste Woche wird von den Inflationszahlen für die USA und möglichen Zinssenkungen durch die EZB, SNB und BoC geprägt werden.

Chart: Slow and steady decline over the past four weeks.

Globale Makrodaten
Fed tendiert weiter zu einer Zinssenkung

Divergenz. Die globalen Aktienmärkte setzten den Aufwärtstrend fort, nachdem sowohl die europäischen als auch die US-amerikanischen Benchmark-Indizes in der dritten Woche in Folge stiegen. Die Erwartungen hinsichtlich einer Lockerung der Geldpolitik und die wachstumsfreundliche Politik von Trump haben den Aktienmärkten seit November neuen Schwung verliehen. Der S&P 500 hat seit Jahresbeginn ungefähr 27 % zugelegt, verglichen mit 8,5 % bzw. -2,3 % für den STOXX 600 und den CAC 40. Die französischen Märkte blieben erneut hinter den Erwartungen zurück, da die Regierung das Misstrauensvotum nicht überstand.

Gemischte Makrodaten. Aufgrund der gemischten Daten für die USA und der Signale, die verschiedene Fed-Vertreter sendeten, fehlte dem US-Dollar-Index in dieser Woche ein Richtungsimpuls. Die ADP-Arbeitsmarktdaten konnten hieran nichts ändern, da die Zahlen für den November nahe an den Erwartungen lagen. Allerdings sanken die ISM-Zahlen für den Dienstleistungssektor deutlich. Dies führte dazu, dass auch die Renditen und der US-Dollar die erreichten Höchststände nicht halten konnten. Allerdings nahm die Zahl der offenen Stellen im Oktober wieder zu, von 7,37 auf 7,74 Millionen. Der Wert lag deutlich über dem Konsens und stellt den stärksten Anstieg seit über einem Jahr dar.

Klare Signale der Fed. Letzten Endes waren es die gemäßigten Äußerungen der Fed, die den US-Dollar im Wochenverlauf schwächten. Jerome Powell beschrieb die Wirtschaft weiterhin als robust. Aus den Äußerungen seiner Kollegen ging jedoch klar hervor, dass eine Lockerung der Geldpolitik vor Jahresende noch immer die bevorzugte Option darstellt. Das robuste wirtschaftliche Umfeld hat die geldpolitischen Entscheidungsträger nicht davon abgehalten, die Geldpolitik weiter zu lockern. Die Wetten auf eine Lockerung der Geldpolitik beim nächsten Treffen blieben mit 70 % nahezu unverändert.

Chart: Peak hawkishness reached early November.

Nächste Woche
US-Inflation angesichts globaler Zinssenkungen

Letzte Treffen des Jahres. Die nächste Woche wird große Auswirkungen auf die Entwicklung der Inflation weltweit haben, während die Zentralbanken hinsichtlich Zinssenkungen vorsichtig bleiben werden. Dies liegt vor allem aufgrund neuer Risikofaktoren, die den Preisdruck weiter hoch halten könnten. Dieser Grundsatz könnte auch auf die Entscheidungsfindung im Jahr 2025 angewendet werden. Bei den Dezembertreffen in der Eurozone, in Kanada und in der Schweiz wird Trump voraussichtlich noch keine Rolle spielen, was nächste Woche zu drei Zinssenkungen führen wird. Die US-Aktienmärkte und der US-Dollar haben in diesem Jahr starke Zuflüsse erlebt und scheinen taktisch überstrapaziert zu sein, was zu Volatilität im Zusammenhang mit wichtigen Risikoereignissen führen könnte.

Weiterhin hohe Inflation in den USA. Die Fed hat die jüngste Reihe der besser als erwartet ausgefallenen Makrodaten analysiert und geht weiter davon aus, dass eine Zinssenkung im Dezember das Basisszenario darstellt. Die Frage ist nun, ob die demnächst veröffentlichten Inflationszahlen die Haltung der geldpolitischen Entscheidungsträger ändern werden. Die Zahlen für die Kerninflation werden im November gegenüber dem Vormonat voraussichtlich eine Anstieg um 0,3 % zeigen, was dem Anstieg im Oktober entspricht. Die Gesamtinflation könnte im Jahresvergleich von 2,6 % auf 2,7 % steigen.

Drei Zinssenkungen. Die Bank of Canada, die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank werden ihre Zinssätze voraussichtlich um 25 Basispunkte senken. Aufgrund günstiger Basiseffekte bei den Inflationszahlen werden die geldpolitischen Entscheidungsträger in Kanada die Zinssätze um 25 statt 50 Basispunkte senken. Die EZB wird den schwachen Wachstumsaussichten weiterhin einen hohen Wert beimessen, was eine aggressivere geldpolitische Lockerung für 2025 bedeuten könnte. Die steigende implizite einwöchige Devisenvolatilität unterstreicht die Tatsache, dass dies ein Risikoereignis ist, das beobachtet werden sollte. Dies ist insbesondere deswegen relevant, da auch neue Prognosen veröffentlicht werden. Dies gilt auch für die geldpolitischen Entscheidungsträger in der Schweiz, die sich nach wie vor darüber im Unklaren sind, ob sie die Zinssätze um 25 oder um 50 Basispunkte senken sollen. Wir plädieren für eine geringere Senkung, da der Schweizer Franken die Importinflation nach wie vor in Schach hält.

Chart: Diverging policy paths seem to be well priced.

FX-Perspektiven
Das Paritätspuzzle

USD: Nachlassende Dynamik. Es herrscht Konsens darüber, dass die Stärke des US-Dollars bis 2025 anhalten wird. Kurzfristig hat die optimistische USD-Dynamik jedoch nachgelassen. Der US-Dollar steuert derzeit auf die zweite negative Woche in Folge zu, nachdem der Greenback acht Wochen in Folge an Wert gewonnen hatte. Auch die Optionshändler reduzieren ihre optimistischen Prognosen für den US-Dollar, da sich der Euro erholte und die Erwartungen einer Zinserhöhung in Japan dem Yen Auftrieb gaben. Eine Rückkehr zur Parität für das Währungspaar EUR/USD bleibt im Jahr 2025 möglich, erfordert jedoch positivere US-Daten und eine deutliche Veränderung hinsichtlich der Erwartungen an die Fed. Stattdessen orientierte sich der US-Dollar in dieser Woche an den gemäßigten Äußerungen von Fed-Vertretern, was die US-Renditen auf den niedrigsten Stand seit über einem Monat drückte.

EUR: Stabilisierung, aber kein Rückenwind. Der Euro weist nach wie vor die schlechteste Performance unter den Währungen der G10-Staaten seit der US-Wahl auf und verlor im letzten Monat mehr als 5 %. Allerdings scheint die Gemeinschaftswährung ihren Boden gefunden zu haben, da die Anleger die Risiken in Verbindung mit den politischen Entwicklungen in Frankreich wahrscheinlich bereits berücksichtigt haben. In der Folge stieg das Währungspaar EUR/USD nach dem Misstrauensvotum tatsächlich auf rund 1,0560 USD.  Die Märkte haben die politischen Unsicherheiten in Europa und die unterschiedlichen geldpolitischen Strategien der EZB und der Fed in Erwartung höherer Zölle angemessen berücksichtigt. Das Makrobild scheint ausgeglichen zu sein, was die Politik in den Mittelpunkt rücken wird. Die Rückkehr zur Parität ist daher von den folgenden Faktoren abhängig: 1) weitere unerwartete politische Turbulenzen in Deutschland und Frankreich; 2) schwache wirtschaftliche Impulse durch China im gesamten Jahr 2025; und 3) Durchsetzung drastischer Zollerhöhungen durch Trump. Auf der anderen Seite fehlen klare positive Impulse. Die politischen Unsicherheiten sowie die Gefahr pauschaler Zölle gegenüber der EU werden noch einige Zeit ein Gegenwind bleiben. Tatsächlich sind steigende Absicherungskosten das jüngste Anzeichen dafür, dass die Märkte in eine Phase erhöhter Volatilität eintreten. Die Kosten für den Schutz vor Schwankungen der Gemeinschaftswährung eine Woche vor einer Zinsentscheidung der EZB haben den höchsten Stand seit März 2023 erreicht.

GBP: US-Zinssätzen ausgeliefert. Das Währungspaar GBP/USD wird derzeit mit einem Abschlag auf die Spanne zwischen den Renditen für 2-jährige britische und US-Staatsanleihen gehandelt, hat jedoch kürzlich einen Teil des Rückgangs von ungefähr 5 % gegenüber dem US-Dollar im 4. Quartal wieder aufgeholt. Wie wir vor Kurzem betont haben, könnte eine überzeugende Rückeroberung der Marke von 1,27 USD dazu führen, dass das Paar in Kürze den 200-Tage-Durchschnitt bei 1,2820 USD erneut testen wird. Ein Wochenschlusskurs oberhalb dieser Marke würde den mehrmonatigen Abwärtstrend in Frage stellen. Ein wesentlicher Gegenwind für das Pfund, der sich am Horizont abzeichnet, sind die gemäßigte Neubewertung der Erwartungen hinsichtlich der BoE sowie die anhaltenden geopolitischen und handelspolitischen Risiken, die den gesamten Devisenbereich belasten. Da die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die BoE in diesem Monat lediglich mit 10 % eingepreist ist und bis Ende 2025 insgesamt drei Zinssenkungen eingepreist sind, wird der Abwärtstrend des Pfund Sterling durch die relativ höheren Zinssätze weiter begrenzt. Vor diesem Hintergrund sehen Devisenoptionshändler lediglich eine Wahrscheinlichkeit von 23 % für einen Handel des Währungspaars GBP/USD zwischen 1,20 USD und 1,25 USD bis zum Ende des 1. Quartals 2025, während sie eine Wahrscheinlichkeit von 39 % für einen Handel zwischen 1,25 USD und 1,30 USD sehen. In der Zwischenzeit nähert sich das Währungspaar GBP/EUR aufgrund günstiger Zinssatzunterschiede und der relativen politischen Stabilität des Vereinigten Königreichs der Marke von 1,21 EUR. Diese Marke konnte das Währungspaar seit der Brexit-Abstimmung im Jahr 2016 nur während 1 % der Zeit überschreiten.

CHF: Energievoller Start in den Dezember. Der Schweizer Franken ist gegenüber beinahe 90 % seiner weltweiten Pendants gestiegen. Er profitierte von der Safe-Haven-Nachfrage und konnte die knapp abwärts verfehlten Prognosen für die Inlandsinflation ignorieren. Die Inflation liegt weiter innerhalb des Zielbereichs der Schweizerischen Nationalbank von 0 bis 2 %, was die Erwartungen hinsichtlich einer vierten Zinssenkung in Folge am 12. Dezember unterstützt. Die Märkte preisen dabei eine Wahrscheinlichkeit von 50 % für eine Senkung um mehr als 25 Basispunkte ein. Eine massive Zinssenkung würde den Franken daher belasten, während eine reguläre Zinssenkung den Franken stützen könnte. Da die Netto-Short-Positionierung der Spekulanten im Franken gegenüber dem US-Dollar nach wie vor weit über dem 10-Jahres-Durchschnitt liegt, sehen wir Spielraum für einen Rückgang des Währungspaars USD/CHF unter die Unterstützungsmarke von 0,88 in Richtung des gleitenden 100-Tage-Durchschnitts bei ungefähr 0,87 – falls sich die Schweizer-Franken-Bullen versammeln. Gegenüber dem Euro könnte der Schweizer Franken aufgrund der stabilen politischen Lage in der Schweiz und seines Charakters als Safe-Haven-Währung weiter im Vorteil sein. Da das Währungspaar EUR/CHF derzeit jedoch nur noch weniger als 1 % von einem neuen 9-Jahres-Tief entfernt ist, könnte das Risiko einer Intervention durch die SNB die Gewinne des CHF begrenzen. Tatsächlich stiegen die Devisenreserven der SNB im letzten Monat so stark wie seit Juni 2023 nicht mehr.

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