- Geopolitische Spannungen ließen nach, was die pessimistische Einstellung gegenüber dem US-Dollar wieder aufleben ließ. Auch wenn der Greenback weiter als Safe Haven gilt (und somit umgekehrt zum S&P verläuft), trieb ihn die Kombination aus risikofreudiger Stimmung und einer tief verwurzelten negativen Einstellung gegenüber dem US-Dollar zu einer unterdurchschnittlichen Performance verglichen mit den meisten anderen G10-Währungen.
- Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, äußerte sich während seiner Aussage vor dem Kongress gewohnt vorsichtig und datenbasiert, deutete jedoch eine flexiblere Geldpolitik an, falls die Inflation gedämpft bleibt. Seine Bemerkungen spiegelten die gemäßigten Signale der Gouverneure Bowman, Waller und Goolsbee wider, die die durch Zölle verursachten Inflationsrisiken herunterspielten.
- Die Spekulationen über die zukünftige Leitung der Fed nahmen zu, nachdem Berichte aufgetaucht waren, denen zufolge Präsident Trump erwägt, Powells Nachfolger schon lange vor dem Ende seiner Amtszeit zu ernennen. Unterdessen begünstigten zahlreiche Wirtschaftsdaten eine gemäßigte Positionierung, sodass die Märkte nun bis zu drei Zinssenkungen bis zum Jahresende einpreisen. Dies setzt den US-Dollar zusätzlich unter Druck.
- Der Euro stieg über die Marke von 1,17 USD(ein Niveau, das er zuletzt 2021 erreicht hatte) und hat nun die Marke von 1,20 USD im Visier. Da die Dynamik im Inland nach wie vor begrenzt ist, geht es bei dieser Entwicklung in erster Linie um den US-Dollar. Die Reduzierung der Zinsdifferenzen – bedingt durch die gemäßigtere Einstellung der Fed und die aggressivere Einstellung der EZB – führt jedoch dazu, dass die Bewertungen jetzt näher am fairen Wert liegen, was ein Andauern der Stärke des Euros unterstützt.
- Die Zoll- und Defizitrisiken erhalten wieder den Fokus, wobei in Kürze zwei kritische Fristen ablaufen: Trump plant für den 4. Juli die Verabschiedung eines umfassenden Steuergesetzes und könnte am 9. Juli erneut Strafzölle verhängen, wenn keine Einigung mit den betreffenden Ländern erzielt wird. Beides wird die Stimmung in den kommenden Wochen prägen.

Globale Makrodaten
Kurzlebige geopolitische Ängste
Eskalation: Die Woche begann mit einer geopolitisch bedingten Panik. Die Nerven beruhigten sich jedoch schnell wieder und US-Aktien beendeten die Woche nahe Rekordhöhen. Der US-Dollar legte am frühen Montag zu, als die Märkte zu Safe-Haven-Währungen wechselten, nachdem die USA einen Angriff auf iranische Nuklearanlagen über das Wochenende angekündigt hatten. Die erste Reaktion fiel jedoch relativ moderat aus, da der US-Dollar um ungefähr 0,5 % zulegte. Die USA bestätigten, dass sie am späten Samstag (US-Zeit) eine Mischung aus U-Boot-gestützten Tomahawk-Raketen und bunkerbrechenden Bomben eingesetzt hatten, die von B-2-Tarnkappenbombern abgeworfen wurden.
Deeskalation: Bis Dienstag hatten sich die Märkte jedoch wieder erholt. US-Aktien verzeichneten Kursgewinne von mehr als 1,0 %, da die Vergeltungsangriffe des Iran auf Einrichtungen der USA als weitgehend symbolisch betrachtet wurden. Berichten zufolge hat der Iran die USA vorab über den Start von 19 Raketen informiert, deren Ziel der Luftwaffenstützpunkt Al Udeid in Katar war. Bis auf eine Rakete wurden alle Raketen abgefangen. Diese Rakete richtete jedoch keinen Schaden an. Die maßvolle Reaktion wurde als ein Schritt in Richtung Deeskalation gewertet. Die Ölpreise fielen um 7,2 % unter die Marke von 60 USD pro Barrel.
Wer wird der nächste Vorsitzende der Fed sein? Bei der US Federal Reserve wurde eine Spaltung deutlich, als die mit Präsident Trump verbündeten Vorstandsmitglieder Christopher Waller und Michelle Bowman die Fed aufforderten, bei ihrer nächsten Sitzung am 30. Juli die Zinsen zu senken. Möglicherweise positionieren sich bestimmte Vertreter der Fed für die Nachfolgediskussion. US-Präsident Donald Trump könnte bereits in diesem Sommer einen Nachfolger für den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell ernennen, so das Wall Street Journal unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
PMIs zeigen sich unbeeindruckt vom politischen Lärm: Abseits der Politik sahen die Makrodaten positiver aus, angefangen bei einigen Einkaufsmanagerindexzahlen, die besser als erwartet ausfielen. Die PMI-Zahlen bieten einen aktuellen Überblick über den Stand der Weltwirtschaft und die Zahlen aus dem Juni waren optimistischer. Besonders gute Zahlen lieferten die Fertigungssektoren in den USA, im Vereinigten Königreich, in Japan und in Deutschland. Die Zahlen für den Fertigungs- und Dienstleistungssektor in Frankreich enttäuschten jedoch.
US-Daten bleiben stabil: Auch andere US-Daten fielen positiver aus: Die Zahlen für die Bestellungen langlebiger Güter fielen im Mai besser als erwartet aus (plus 16,4 % im Vergleich zu den prognostizierten 8,6 %) und – was besonders wichtig ist – die Zahlen für die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung, die sich zuletzt verschlechtert hatten, verbesserten sich. In der nächsten Woche werden die Märkte auf den wichtigen monatlichen US-Bericht zu den Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft achten, der aufgrund des Independence Day am Donnerstag und nicht am Freitag erscheinen wird.
Zinssenkungen im Vereinigten Königreich? Der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, schien während der British Chambers of Commerce Global Annual Conference am Donnerstag eher dazu zu neigen, die Zinssätze zu senken. Bailey sagte, es gebe nun deutlichere Anzeichen für eine Flaute in der britischen Wirtschaft. Er wies auch darauf hin, dass die Daten auf einen bevorstehenden deutlichen Rückgang des Lohnwachstums hindeuten.
Die Inflation zeigt nach wie vor keine einheitliche Tendenz: Die Inflationszahlen Woche weisen weiterhin weltweit große Schwankungen auf. Für Kanada wurde eine monatliche Gesamtinflationsrate von 0,6 % (statt der erwarteten 0,5 %) gemeldet. Auch die jährliche Kerninflationsrate war höher. In Australien stieg die jährliche Gesamtinflationsrate um 2,1 %, unter der Prognose von 2,3 %. Die Finanzmärkte sehen derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 94 %, dass bei der RBA-Sitzung am 7. August eine Zinssenkung beschlossen wird.

FX-Perspektiven
Schwäche des US-Dollar setzt sich fort
USD: Ein neues 3-Jahres-Tief. Der US-Dollar-Index (DXY) fiel auf ein Dreijahrestief und spiegelte damit einen Rückgang bei den US-Renditen wider, da die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen zum ersten Mal seit Anfang Mai unter 4,3 % fiel. Ein von den USA vermittelter Waffenstillstand zwischen dem Iran und Israel reduzierte die Volatilität, drückte den Preis für WTI-Rohöl unter 70 US-Dollar pro Barrel und ließ die US-Aktien in die Nähe von Rekordhöhen steigen. Während der S&P 500, der Dow Jones und der Nasdaq in diesem Monat um 5 %, 4 % bzw. 7 % gestiegen sind, steuert der DXY auf den fünften Monatsverlust in Folge zu. Dies war zuletzt während Trumps erster Amtszeit der Fall. Gleichzeitig trüben Makrodaten den Ausblick der Fed. Das BIP des 1. Quartals wurde aufgrund des schwächeren Konsums um 0,5 % nach unten korrigiert, die Arbeitslosenzahlen steigen weiter und für eine zollbedingte Inflation gibt es noch keine Anzeichen. Der Fed-Vorsitzende Powell behielt vor dem Kongress seine abwartende Haltung bei. Mehrere Vertreter der Fed signalisieren jedoch eine mögliche Zinssenkung bereits für den Juli. Die Spaltung hinsichtlich der Geldpolitik hat der gemäßigten Stimmung neue Dynamik verliehen und Fragen zu internen Spannungen im FOMC aufgeworfen. Präsident Trump hat angedeutet, dass er möglicherweise bereits im September einen neuen Kandidaten für die Fed nominiert – lange bevor Powells Amtszeit im Mai endet. Dieses zunehmend fragmentierte Umfeld trug ebenfalls zum erhöhten Druck auf den US-Dollar bei. Da die Neugewichtung zum Monats- und Quartalsende den Greenback belastet, dürfte die pessimistische Stimmung auch in der zweiten Jahreshälfte anhalten. Das 3. Quartal könnte sich jedoch als entscheidend erweisen, da die Märkte ihren Fokus auf die drei Glaubenssätze der Trumponomics richten: Zölle, fiskalische Anreize und die erwartete Deregulierungsagenda.
EUR: 1,20 USD im Blick. Die Unterstützung für den Greenback, der kurzzeitig aufgrund der geopolitischen Spannungen und seiner Safe-Haven-Attraktivität Auftrieb erhalten hatte, ist verschwunden. Stattdessen belasten anhaltende Gegenwinde den US-Dollar und stärken damit indirekt den Euro, der seit dem Beginn der Entspannung zu Beginn dieser Woche um beinahe 2 Prozent gestiegen ist. Der Euro verzeichnete mit 1,174 USD einen neuen Höchststand für 2025. Obwohl der überkaufte Bereich erreicht wurde (gemessen am 14-Tage-RSI), hält die optimistische Dynamik an, wobei das Währungspaar die sechste Sitzung in Folge mit immer höheren Höchstständen verzeichnet und auf Niveaus gehandelt wird, die zuletzt im September 2021 erreicht worden waren. Die nächste Widerstandsmarke ist der Höchststand vom September 2021 bei 1,1909 USD. Eine Bewegung in Richtung der Marke von 1,20 USD ist möglich. Die wöchentliche Widerstandsmarke liegt bei 1,1744 USD, das Unterstützungsniveau liegt bei 1,1655 USD.

GBP: Das GBP gewinnt trotz Baileys Inflationsbedenken an Dynamik. Andrew Bailey, Gouverneur der Bank of England, bestätigte, dass die höheren Inflationszahlen aus jüngster Zeit eine zusätzliche Unsicherheit für die mittelfristigen Prognosen bedeuten. Er wies auch auf die Anzeichen für eine Abkühlung am Arbeitsmarkt hin. Diese Bemerkungen kommen zu einer Zeit, in der die Märkte angesichts gemischter Konjunktursignale die geldpolitische Ausrichtung der BoE neu bewerten. Das Währungspaar GBP/USD befindet sich derzeit auf einem neuen Dreijahreshoch. Trotz Baileys vorsichtigen Äußerungen beschleunigte sich die Rallye erneut, nachdem sie zunächst den 50-Tage-EMA erreicht hatte, der ein als Unterstützungsniveau bereitstellte. Derzeit dringt sie in einen breiteren Widerstandsbereich bei 1,37 bis 1,45 vor. Das technische Bild bleibt konstruktiv, wobei das Unterstützungsniveau weiter im Bereich zwischen dem 50-Tage-EMA von 1,3414 und dem 200-Tage-EMA von 1,3038 liegt. Die Widerstandsfähigkeit des Pfund spiegelt den zugrunde liegenden wirtschaftlichen Optimismus wider, trotz der vorsichtigen Äußerungen der Zentralbank. Marktteilnehmer werden die bevorstehenden BIP-Zahlen, die Leistungsbilanzdaten, die globalen S&P-Einkaufsmanagerindizes für den Fertigungs- und Dienstleistungssektor sowie den landesweiten HPI sorgfältig analysieren, um Hinweise auf die zukünftige Richtung zu erhalten.
CHF: Schweizer Stärke Der jüngste Aufwärtstrend des Schweizer Franken setzte sich in der letzten Woche fort, wobei das Währungspaar USD/CHF auf den niedrigsten Stand seit 2015 fiel. Dieses Niveau wurde zuletzt erreicht, als die Schweizerische Nationalbank die Welt schockte und den sogenannten „Boden“ für das Währungspaar EUR/CHF aufgab. Die SNB hat erneut mit einem stärkeren CHF zu kämpfen, nachdem sie in der vergangenen Woche den Leitzins zurück auf null gesenkt hatte, um die Devisenzuflüsse zu reduzieren. Derzeit zeigt sich die anhaltende Schwäche des USD in den Gewinnen des CHF nieder und der Trend für das Währungspaar USD/CHF bleibt nach unten gerichtet. Die Order für das Währungspaar USD/CHF liegen zwischen 0,8075 und 0,7980. In der nächsten Woche werden am Donnerstag die Zahlen für den Schweizer Verbraucherpreisindex (VPI) erwartet.

