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Einfluss der Politik lässt nach, zurück zu den Makrodaten?

Zwei gegensätzliche Kräfte wirken sich auf festverzinsliche Wertpapiere und Devisenmärkte aus und haben in letzter Zeit zu einer gewissen Volatilität im Directional Trading beigetragen. Die britische Labour-Partei ist nach 14 Jahren in der Opposition wieder Regierungspartei. Biden wird nun wahrscheinlich die Kandidatur aufgeben, während Kamala Harris ihn bei den Quoten für die Wette überholt hat,…

Titelbild für das deutsche Wöchentliches Marktupdate

Zwei gegensätzliche Kräfte (Steuer- und Geldpolitik) wirken sich auf festverzinsliche Wertpapiere und Devisenmärkte aus und haben in letzter Zeit zu einer gewissen Volatilität im Directional Trading beigetragen. Die Geldpolitik behielt diese Woche die Oberhand, da der US-Dollar zum ersten Mal seit fünf Wochen nachgab.

Die Wahrscheinlichkeit einer Präsidentschaft von Trump nahm aufgrund der Debatte in der vergangenen Woche zu. Biden wird nun wahrscheinlich die Kandidatur aufgeben, während Kamala Harris ihn bei den Quoten für die Wette überholt hat, wer von beiden der wahrscheinlichere Kandidat für die Demokraten sein wird.

Die britische Labour-Partei ist nach 14 Jahren in der Opposition wieder Regierungspartei und sicherte sich 412 Sitze im Unterhaus. Keine britische Regierung der letzten 25 Jahre hatte eine größere Mehrheit.

Es gibt Anzeichen dafür, dass die US-Wirtschaft beginnt, die Folgen der Hochzinspolitik zu spüren. Die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern sich, der Arbeitsmarkt kommt wieder ins Gleichgewicht und die Desinflation ist wieder auf Kurs. Die Wetten auf Zinssenkungen steigen.

In dieser Woche warnte Jerome Powell, dass eine zu lange Beibehaltung einer restriktiven Haltung zwar zu unnötigen wirtschaftlichen Problemen führen könne, eine zu frühe Senkung der Zinssätze jedoch das Risiko berge, einen großen Teil der Fortschritte hinsichtlich der angestrebten Inflationsmarke von zwei Prozent zunichte zu machen.

In der ersten Runde der Wahlen zum französischen Parlament lag die Partei von La Pen vor dem zentristischem Bündnis von Macron, jedoch mit weniger Stimmen als erwartet.

Die Woche wird mit der zweiten Runde der Wahlen in Frankreich beginnen. Die wichtigsten makroökonomischen Ereignisse der nächsten Woche werden der US-VPI-Bericht und zwei Reden von Powell sein.

Globale Makrodaten
Politikfokus nimmt nach den Wahlen ab

Biden wird seine Kandidatur wahrscheinlich aufgeben. Schon vor der Präsidentschaftsdebatte in der letzten Woche sprachen die Umfrageergebnisse gegen die Demokraten. Mitte April lag die Wahrscheinlichkeit, dass Biden die Wahl gewinnen würde, laut einer Umfrage von PredictIt bei knapp unter 60 %. Diese Wahrscheinlichkeit ist wie die US-Makrodaten gesunken; der Economic Surprise Index ist auf den niedrigsten Stand seit 2022 gefallen. Dementsprechend wurden durch die Debatte in der letzten Woche die Erwartungen hinsichtlich einer Trump-Präsidentschaft und einer entsprechenden expansiven Finanzpolitik gestärkt. Biden wird nun wahrscheinlich die Kandidatur aufgeben, während Kamala Harris ihn bei den Quoten für die Wette überholt hat, wer von beiden der wahrscheinlichere Kandidat für die Demokraten sein wird.

Wahlen vorbei, zurück zu den Makrodaten? Die britische Labour-Partei ist nach 14 Jahren in der Opposition wieder Regierungspartei und sicherte sich 412 Sitze im Unterhaus. Keine britische Regierung der letzten 25 Jahre hatte eine größere Mehrheit. Einige Anleger wetten darauf, dass britische Anlagen, darunter auch das GBP, in den kommenden Monaten einen Zufluchtsort hinsichtlich des politischen Chaos in anderen Ländern bieten werden, z. B. in Frankreich und den USA. Der Fokus liegt jedoch auch weiterhin auf den makroökonomischen Daten und geldpolitischen Perspektiven. Wir tendieren derzeit zu einer stärkeren Lockerung der Geldpolitik der BoE im Vergleich zu den Markterwartungen (45 Basispunkte) in diesem Jahr, beginnend mit einer Zinssenkung im August.

Sorgen wegen der französischen Wahlen lassen nach. In der ersten Runde der Wahlen zum französischen Parlament lag die Partei von La Pen vor dem zentristischem Bündnis von Macron, jedoch mit weniger Stimmen als erwartet. Aufgrund der nachlassenden Sorgen hinsichtlich einer extremistischen Zusammensetzung des französischen Parlaments nahm der Spread für 10-jährige OAT-Bund-Anleihen von 83 Basispunkten Ende Juni auf jetzt 67 Basispunkte ab. Mittlerweile ist die implizite 3-Monats-Volatilität des CAC 40 wieder auf das Niveau vor der Bekanntgabe der Wahlen zurückgekehrt und der europäische Aktienvolatilitätsaufschlag ist im Vergleich zum Höchststand im Juni gesunken.

Nachlassendes Wachstum. Es gibt Anzeichen dafür, dass die US-Wirtschaft beginnt, die Folgen der Hochzinspolitik zu spüren. Die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern sich, der Arbeitsmarkt kommt wieder ins Gleichgewicht und die Desinflation ist wieder auf Kurs. Das BIP-Wachstum verlangsamte sich von durchschnittlich 3,75 % in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 auf 1,70 % im 1. Quartal dieses Jahres. Für das 2. Quartal wird ein annualisiertes BIP-Wachstum von weniger als 2 % erwartet. Dies wurde auch durch den Anstieg der Arbeitslosenquote von 4,0 % auf 4,1 % deutlich. Das Beschäftigungswachstum betrug 206.000 und lag damit leicht über dem erwarteten Bereich von 190.000 bis 200.000.

FX-Dichotomie. Zurzeit wirken sich zwei gegensätzliche Kräfte (Steuer- und Geldpolitik) auf festverzinsliche Wertpapiere und Devisenmärkte aus und haben in letzter Zeit zu einer gewissen Volatilität im Directional Trading beigetragen. 1. Alle US-Präsidentschaftskandidaten scheinen finanzpolitisch zu Ausgaben zu neigen und es ist nicht damit zu rechnen, dass das Haushaltsdefizit in naher Zukunft deutlich sinken wird. Daher werden die Renditen langfristiger Staatsanleihen in den nächsten Quartalen zwischen fiskalischer Expansion (höheren Renditen) und geldpolitischer Kontraktion (niedrigeren Renditen) festsitzen. 2. Eine ähnliche Dichotomie dominiert die Aussichten für den US-Dollar. Die Politik übt weiterhin einen Aufwertungsdruck auf die Währung aus, während der erwartete Lockerungszyklus der US-Notenbank das Gegenteil bewirken könnte. Die Geldpolitik behielt diese Woche die Oberhand, da der US-Dollar seine schlechteste Woche in den letzten neun Wochen erlebte.

FX-Perspektiven
Tauziehen zwischen Politik und Geldpolitik

USD Zuckungen unter der Last schwacher Daten. Der US-Dollar musste seinen ersten wöchentlichen Rückgang seit fünf Wochen hinnehmen, nachdem eine Reihe schwächer als erwartet ausgefallener US-Wirtschaftsdaten, insbesondere aus dem Dienstleistungssektor, die Argumente für eine Zinssenkung durch die Fed im September untermauerten. Die US-Währung ist in beide Richtungen einer erhöhten Volatilität ausgesetzt, da Händler einen Zwiespalt zwischen steigenden Chancen einer Trump-Präsidentschaft (USD-Optimismus) und Zinssenkungen durch die Fed (USD-Pessimismus) durchleben. Letzteres könnte sich als relevanter erweisen, sollten die Geldmärkte beginnen, weitere Lockerungen einzupreisen. Dies setzt jedoch eine Fortsetzung des Desinflationstrends, eine Abkühlung der Wirtschaft und eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt voraus. Die Folge dürften weiter abnehmende Renditen bei Staatsanleihen sein (derzeit bereits in der Nähe von 1-Monat-Tiefständen), im Gleichklang mit der Abwärtsentwicklung beim USD. Bis zur Lockerung der Geldpolitik durch die Fed und der Verflüchtigung der politischen Risiken könnten die hohen Renditen und die Attraktivität des US-Dollars als sicherer Hafen für eine weiter anhaltende Stabilität sorgen.

EUR Beste Performance im Jahr 2024. Zu Beginn der Woche erlebte der Euro eine kurze Erholungsrallye aufgrund einer teilweisen Reduzierung der wahrgenommenen Risiken in Verbindung mit einem Sieg der Linken bei den französischen Wahlen und eines geringeren Vorsprungs der Partei von Le Pen (RN) nach der ersten Runde der französischen Parlamentswahlen. Die enger werdenden Spreads bei OAT-Bund-Anleihen und die abnehmende implizite Volatilität auf den europäischen Aktienmärkten verhalfen dem Euro-Index zur besten wöchentlichen Performance seit Mitte November. Dies lag an den erheblichen Kursgewinnen gegenüber den Safe-Haven-Währungen USD (+1,1 %), CHF (+1,1 %) und JPY (+1,0 %). Das Währungspaar EUR/USD verzeichnete die beste wöchentliche Performance im Jahr 2024 und profitierte dabei von der Schwäche des US-Dollars infolge einer Reihe enttäuschender Wirtschaftsdaten, die das vordere Ende der Renditekurve für Staatsanleihen zwischen Deutschland und den USA auf den beinahe tiefsten Wert der letzten vier Wochen verengten. Wir erwarten eine weitere Stärkung des Euro, wenn durch die Ergebnisse der zweiten Runde der Wahlen in Frankreich das verbleibende Risiko einer RN-Mehrheit ausgeräumt wird. Ungeachtet der Ergebnisse der zweiten Runde wird die politische Unsicherheit jedoch noch einige Zeit anhalten, was die schwachen Wirtschaftsdaten der Eurozone belasten könnte, die Anzeichen einer Verbesserung gezeigt hatten.

GBP Gelassenheit trotz Wahlen. Im ersten Halbjahr legte das Pfund Sterling gegenüber allen anderen G10-Währungen zu, darunter um beinahe 12 % gegenüber dem JPY, um 5,6 % gegenüber dem CHF, um 2,3 % gegenüber dem EUR und geringfügig stärker gegenüber dem USD. Die Wahlen haben an diesem Bild nichts geändert. Britische Anlagen, darunter auch das Pfund Sterling, zeigten kaum Veränderungen. Dies lässt darauf schließen, dass Anleger hinsichtlich der wirtschaftlichen und politischen Aussichten für das Vereinigte Königreich unter einer neuen Regierungspartei relativ optimistisch sind. Der Sieg der Labour Party war erwartet worden, ebenso wie die zurückhaltende Reaktion der Märkte mit verhaltenen Volatilitätsindikatoren für das GBP. Die langfristige Entwicklung des Pfund Sterling könnte günstig sein, wenn engere Handelsbeziehungen mit der EU entwickelt werden und damit der Brexit-Aufschlag für die Währung reduziert wird. (Das Währungspaar GBP/USD liegt im Vergleich zur Zeit vor der Abstimmung, die den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU zur Folge hatte, immer noch 15 % im Minus.) Doch der Erfolg der Rechtsaußen-Partei Reform UK könnte die Begeisterung dämpfen. Kurzfristig wird letztlich die Zinsentwicklung die Richtung des Pfunds bestimmen. Wir stimmen mit den Märkten darin überein, dass im August eine Zinssenkung durch die BoE bevorsteht. Dies könnte die Versuche des Pfund Sterling verzögern, wieder über 1,30 USD zu steigen, eine wichtige Marke, die es seit 250 Tagen in Folge nicht überschreiten konnte.

CHF Wirkung von Gegenkräften. Der Schweizer Franken fiel gegenüber dem US-Dollar und dem Euro auf ein 1-Monats-Tief, nachdem die Verbraucherpreise laut Daten zur Inlandsinflation im Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,3 % gestiegen waren. Dieser Wert liegt unter der mittleren Prognose von 1,4 %. Der überraschende Rückgang rechtfertigt die Zinssenkungs-Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bei ihrer letzten Sitzung. Die beiden Zinssenkungen der Notenbank in diesem Jahr haben den realen Leitzins bereits in den negativen Bereich gedrückt und maßgeblich zur Abwertung des Franken um ungefähr 6 % bzw. 5 % gegenüber dem Dollar und dem Euro im 1. Halbjahr beigetragen. Der Franken hatte sich im vergangenen Monat allerdings deutlich erholt, was auf Safe-Haven-Zuflüsse vor dem Hintergrund gestiegener politischer Risiken in Europa zurückzuführen ist. Daher wirken hier zwei gegensätzliche Kräfte: Die Nachfrage nach Safe-Haven-Währungen (CHF-Optimismus) steht einer gemäßigten Haltung der SNB (CHF-Pessimismus) gegenüber, wobei sich der erste Faktor jedoch durch seinen Beitrag zur Abschwächung der Inflation unterstützend auf den zweiten Faktor auswirken könnte. Kurzfristig könnte die Entwicklung des Franken von den Wahlen in Frankreich dominiert werden, auch wenn die implizite 1-Monats-Volatilität für das Währungspaar EUR/CHF den 11. Tag in Folge gesunken ist und damit die längste Verlustserie seit November verzeichnet.

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