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Märkte trotzen dem Chaos​

Robuste US-Daten hielten die Märkte stabil und sorgten beim US-Dollar und bei Kryptowährungen trotz politischer Turbulenzen für einen Anstieg.

Trump-Powell-Saga. Die Märkte wurden erneut von Bedenken erschüttert, dass US-Präsident Trump die Entlassung des Vorsitzenden der Federal Reserve vorbereiten könnte. Wir halten eine Entlassung weiter für unwahrscheinlich, die auch vor Gericht angefochten würde. Doch allein das steigende Risiko untergräbt die Glaubwürdigkeit des US-Finanzsystems und des US-Dollars als Safe-Haven-Währung.​

Risikobereitschaft. Letztlich blieb die Risikostimmung jedoch optimistisch und US-Aktien erreichten neue Rekordhöhen. Die Märkte ignorierten überdies die Androhung der Einführung höherer Zölle durch Präsident Trump ab dem 1. August.​

Kryptomanie. Der Kongress hat das erste Bundesgesetz zur Regelung von Stablecoins verabschiedet und der Branche damit zu einem Zeitpunkt, in dem die betreffenden Märkte boomen, die lang ersehnte Legitimität verliehen. Bitcoin erreichte neue Allzeithochs (über 120.000 US-Dollar) und die regulatorische Klarheit könnte zur Auslösung der nächsten Einführungswelle beitragen.​

Anerkennung der Resilienz. Die robusten Wirtschaftsdaten aus den USA befeuerten die Risikorallye zusätzlich. Die Daten stellen die Rezessionsprognosen in Frage und bekräftigten die Annahme einer „sanften Landung“ als vorherrschendem Szenario.​

Die Inflation schmeichelt, um zu täuschen. Obwohl die Leitdaten aus den USA weitgehend mit den Prognosen übereinstimmten, deuteten die zugrunde liegenden Daten auf einen zunehmenden Preisdruck in wichtigen Kategorien hin. Dies stellt die Annahme einer Abkühlung der Inflation in Frage und signalisiert, dass die Zölle tatsächlich Auswirkungen hatten.​

Anstieg bei US-Renditen und US-Dollar. Angesichts der robusten US-Daten und der Inflationssorgen haben die Erwartungen hinsichtlich einer Zinssenkung durch die Fed nachgelassen, was zu einem Anstieg bei den US-Renditen und beim US-Dollar geführt hat, nachdem sie ein neues 3-Jahres-Tief verzeichnen mussten.

Chart: US equities and Bitcoin keep notching record highs

Globale Makrodaten
VPI-Woche unterstreicht die Sorgen hinsichtlich einer zollbedingten Inflation

Mäßige Auswirkungen von Zöllen auf die Inflation. Dies war die Woche des Verbraucherpreisindex, da in wichtigen Volkswirtschaften Inflationsberichte veröffentlicht wurden. In den USA zeigte der Inflationsbericht für Juni einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,7 % im Jahresvergleich und lag damit knapp über der Prognose. Der Kern-VPI entsprach mit 2,9 % den Erwartungen und lag damit leicht über den 2,8 % der Vormonate. Allerdings stiegen die Preise in den am stärksten von höheren Einfuhrzöllen betroffenen Kategorien, z. B. Möbel, Haushaltsgeräte und Bekleidung, im Juni schneller. Dies deutet darauf hin, dass sich die Zölle auswirken, aber bislang nur sehr mäßig.​

Inflationsüberraschungen in wichtigen Volkswirtschaften. Im Vereinigten Königreich und in Kanada lag die Inflation im Juni über den Erwartungen. Die Daten aus Kanada deuten auf einen mäßigen zollbedingten Druck hin, vor allem in den Bereichen Möbel, Bekleidung und Schuhe, auch wenn die Gesamtauswirkungen uneinheitlich bleiben. Im Vereinigten Königreich stieg die Inflation auf 3,6 %, den höchsten Stand seit Januar 2024. In Japan lag die Kerninflation bei 3,3 %, leicht unter den Erwartungen, aber immer noch über dem Ziel der BoJ. Die Inflation in der Eurozone lag wie erwartet bei 2 %.​

Die Erwartungen an Zinssenkungen schwinden. Nach den VPI-Daten dieser Woche ist eine Zinssenkung der Fed zum 30. Juli praktisch vom Tisch. Futures preisen nun eine Chance von 54 % für eine Zinssenkung im September ein. Eine ähnliche Stimmung zeigt sich in Kanada, wo die Märkte für den Rest des Jahres keine Zinssenkungen erwarten.​

Weltweiter Anstieg bei Renditen. Die Neubewertung festverzinslicher Wertpapiere hat die Renditen weltweit in die Höhe getrieben, wobei es auch zu deutlichen Veränderungen bei langfristigen Zinssätzen kam. Die Märkte beobachten aufmerksam US-Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit. Diese testen erneut die Marke von 5 %, während in Japan ein ähnlicher Aufwärtsdruck herrscht.​

Robuste Daten untermauern die Aussicht auf eine sanfte Landung. Auch andere makroökonomische Zahlen aus den USA stellten diese Woche die Rezessionsprognosen in Frage. Stärker als erwartet ausgefallene Einzelhandelsumsätze und ein Rückgang der Arbeitslosenanträge untermauern die Annahme einer sanften Landung als vorherrschendem Szenario.

Chart: Inflation pressures return across UK, Japan, and US

FX-Perspektiven
Tanz des US-Dollars durch das Drama

USD: Aggressive Fed befeuert die Erholung beim US-Dollar. Der US-Dollar schloss die Woche knapp 1 % höher. Im Laufe der Woche kam es zwar zu neuen Zollandrohungen, doch die Märkte reagierten weitgehend resilient auf die Rhetorik. Diese Unempfindlichkeit spiegelt die vorherrschende Überzeugung wider, dass trotz der harten Worte letzten Endes niedrigere Zollsätze das Ergebnis sein werden. Die Verlängerung der Frist für die Einführung von Zöllen bis zum 1. August verstärkt diese Erwartung. Die wichtigste Quelle der Stärke des US-Dollars bleibt die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank. Trotz anhaltender Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Fed – insbesondere nach den jüngsten Turbulenzen um die mögliche Entlassung des Vorsitzenden Powell – wird erwartet, dass die Fed weiterhin eine abwartende Haltung einnimmt. Die Inflationsdaten dieser Woche deuteten darauf hin, dass die Zölle möglicherweise erste Wirkung zeigen, auch wenn die Auswirkungen noch moderat sind. Unterstützende Wirtschaftsdaten trugen ebenfalls zur Verstärkung der restriktiven Geldpolitik der Fed und zur Erholung des US-Dollars bei. Eine starke Industrieproduktion, positive Einzelhandelsumsätze und solide Quartalsergebnisse der großen US-Banken unterstrichen die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft trotz der Unsicherheiten. ​

EUR: Zinsdifferenzen halten den Euro in der Defensive. Das Währungspaar EUR/USD ist eine Phase der Gegentrendkorrektur eingetreten. Maßgeblich hierfür sind der jüngste Anstieg der Inflation in den USA und ein starker makroökonomische Hintergrund, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Änderung der Geldpolitik der Fed im Juli – und vielleicht sogar im September – gesunken ist. Da die Märkte weiterhin mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % von einer Zinssenkung im September ausgehen, besteht nach wie vor Spielraum für einen weiteren Rückgang des Währungspaars EUR/USD. Der nächste wichtige Unterstützungsbereich liegt zwischen 1,1450 USD und 1,1500 USD. Auch wenn die EZB an ihrer restriktiven Haltung festhält, preisen die Märkte weiterhin eine Senkung um beinahe 25 Basispunkte bis zum Jahresende ein. Aus fundamentaler Sicht dürfte daher jeder weitere Aufwärtstrend für das Währungspaar EUR/USD unterhalb der Marke von 1,18 USD enden, es sei denn, die Fed reagiert aufgrund von Anzeichen für ein schwächeres Wachstum der US-Wirtschaft mit einer Neubewertung. Die im Vergleich zu den USA verhaltene Produktivität in der EU wird vorerst dazu beitragen, Differenzen zugunsten des Greenbacks zu sichern. Darüber hinaus dürfte ein Handelsabkommen zwischen der EU und den USA keinen großen direkten Einfluss auf das Währungspaar EUR/USD ausüben, da beide Währungen von einem Abkommen profitieren würden, das für niedrigere Zölle sorgt. Kurzfristig wird der Euro den Zinsunterschieden und den US-Makrodaten ausgeliefert bleiben, während alles, was mit der EU zu tun hat, von untergeordneter Bedeutung zu sein scheint.

Chart: EUR/USD follows yield divergence more obediently now

GBP: Stagflation drückt die Stimmung. Das Pfund Sterling blieb diese Woche hinter den meisten G10-Währungen zurück, da die jüngste Kursentwicklung die Unruhe im Zusammenhang mit der Angst vor einer Stagflation im Vereinigten Königreich widerspiegelt, was in einer steigenden Inflation und einem stagnierenden Wirtschaftswachstum begründet ist. Steigende Renditen dürften daher in diesem Szenario keine Stütze für das Pfund darstellen. Zugegebenermaßen erholte sich das Währungspaar GBP/USD aufgrund des Dramas, das sich erneut zwischen Trump und der Fed abspielt. Diese Dynamik kam jedoch beim gleitenden 50-Tage-Durchschnitt in der Nähe von 1,35 USD zum Stillstand. Diese Marke ist anscheinend von einem Unterstützungsniveau zu einer Widerstandslinie geworden. Das Währungspaar erlitt den dritten wöchentlichen Rückgang in Folge und verlor im Juli bisher mehr als 2 %. Während der allgemeine Aufwärtstrend ausgehend vom Tiefstand bei 1,21 USD im Januar intakt bleibt, sinkt der gleitende 21-Tage-Durchschnitt, was auf eine erhöhte Anfälligkeit für einen stärkeren Rückgang hindeutet. Ein Test des gleitenden 100-Tage-Durchschnitts bei 1,3267 USD könnte eine entscheidende Trendwende markieren und ein Ende der Rallye von 2025 bestätigen, obwohl die Marke von 1,30 USD eine solide Basis bildet. Auch im Bereich der Devisenoptionen hat sich das Bild für das Pfund Sterling eingetrübt. Händler haben zunehmend mehr für Put-Optionen bezahlt, die auf einen niedrigeren Kurs für das Währungspaar GBP/USD setzen, als für Call-Optionen, die auf eine Stärkung des Pfund Sterling setzen. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass die Baisse des Pfunds anhält und sich verschlimmert.​

CHF: Resilienz am geldpolitischen Scheideweg. Für den Schweizer Franken verlief die Woche relativ ruhig. Er ist nach wie vor die G10-Währung mit der besten Performance gegenüber dem US-Dollar, seit Präsident Trump am „Liberation Day“ Zölle angekündigt hat. Das Währungspaar USD/CHF fiel am 1. Juli auf ein 10-Jahres-Tief von 0,7871, hat sich seitdem aber leicht erholt und notiert nun bei ungefähr 0,8040, was einem Anstieg von mehr als 1,4 % für den Monat entspricht. Die Schweiz verhandelt derzeit wie viele andere Handelspartner der USA, um eine Rückkehr zum Strafzollniveau von 31 % zu vermeiden und ihren lebenswichtigen Pharmasektor zu schützen, der beinahe 50 % der Schweizer Exporte ausmacht. Da sich die Gespräche in einer heiklen Phase befinden, können die Schweizer Verantwortlichen derzeit keine offenen Schritte zur Schwächung des Franken unternehmen. Das Land steht wegen Währungsmanipulation bereits wieder auf der Beobachtungsliste des US-Finanzministeriums und jede aggressive Intervention am Devisenmarkt könnte zu einer formellen Einstufung des Landes und zu Vergeltungszöllen führen. Trotz des politischen Hintergrunds gehen wir davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) eingreift, wenn sich das Währungspaar EUR/CHF dem Bereich von 0,9200–0,9250 nähert. Dieses Niveau wird basierend auf Erfahrungswerten aus der Vergangenheit mit Interventionen in Verbindung gebracht.

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