- Kehrtwende an den Märkten. Die von Nvidia angeführte Erholung kam abrupt zum Stillstand, als die Aktienkurse aufgrund erneuter Sorgen hinsichtlich der Entwicklung im Bereich KI nachgaben. Der S&P 500 verzeichnete die steilste Intraday-Korrektur seit April und fiel vom Höchststand bis zum Tiefststand um 3,6 %.
- Die Volatilität steigt. Der Cboe Volatility Index schnellte auf 26,42, den höchsten Stand seit April, während der MSCI All Country World Index in dieser Woche um 3,1 % fiel und damit den stärksten Rückgang im Wochenvergleich seit dem Frühjahr verzeichnete.
- Krypto-Blutbad. Bitcoin fiel unter 82.000 USD und liegt nun mehr als 30 % unter dem Rekordhoch, das es vor weniger als sieben Wochen erreicht hatte. Was als Stress im spekulativen Bereich begann, erfolgt nun auf breiter Basis, erstreckt sich auf alle Anlageklassen und ist am deutlichsten im Kryptobereich erkennbar.
- Arbeitsmarktdaten, endlich. Der lange verzögerte Bericht zu den offiziellen US-Arbeitsmarktdaten zeigt, dass das Beschäftigungswachstum in den USA im September die Erwartungen übertroffen hat. Die schlechte Nachricht ist, dass die Arbeitslosigkeit auf 4,4 % gestiegen ist – den höchsten Stand seit mehr als vier Jahren.
- Die Fed hat Zinssenkungen verschoben, aber nicht aufgegeben. Zahlreiche Fed-Sprecher mahnten zur Vorsicht. Dies führte dazu, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Dezember jetzt in der Nähe von 40 % liegt und die Stimmung belastet wurde. Doch selbst wenn die Fed im Dezember keine Zinssenkungen beschließt, sind zwei bis drei weitere Zinssenkungen für 2026 im Gespräch.
- Japans Konjunkturprogramm. Das Kabinett von Premierministerin Sanae Takaichi hat den größten Nachtragshaushalt seit Beginn der Pandemie verabschiedet: ein Konjunkturpaket im Wert von 135,4 Milliarden USD. Dies kann zu noch negativeren realen japanischen Zinssätzen und einem weiterhin schwachen Yen führen.
- Countdown zum Haushalt. Die Entwicklung des Pfunds bis zum Jahresende ist davon abhängig, ob die britische Finanzministerin Reeves am 26. November einen glaubwürdigen, marktfreundlichen Haushalt vorlegen wird.
Globale Makrodaten
Eine Mauer von Sorgen
Abgestanden und gemischt. Trotz der sechswöchigen Verzögerung erhielten die Arbeitsmarktdaten Aufmerksamkeit. Sie zeigen ein gemischtes Bild. Die Beschäftigungszahlen für den September stiegen um 119.000 – erwartet wurden 51.000. An der Spitze dieser Entwicklung standen das Gesundheitswesen und die Lebensmittelbranche. Die Abwärtskorrektur um 33.000 gegenüber den Vormonaten wirkte sich kaum aus. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 4,4 %, während die Erwerbsbeteiligung zunahm.
Fed im Blindflug. Zum ersten Mal seit 1994 wird das Bureau of Labor Statistics aufgrund des Shutdowns keinen Arbeitsmarktbericht für den Oktober veröffentlichen. Die Daten für den November werden erst am 16. Dezember öffentlich verfügbar sein, eine Woche nach der Sitzung der US-Notenbank am 9. und 10. Dezember. Da die Daten für den September die einzige verlässliche und umfassende Betrachtung des Arbeitsmarkts ermöglichen, fehlt der Zentralbank der entscheidende Feedback-Mechanismus, der zur Überwindung interner Uneinigkeiten notwendig ist. In der Folge ist die Wahrscheinlichkeit einer dritten Zinssenkung in diesem Jahr auf 35 % gesunken.
Wenn herausragend nicht gut genug ist. Die Gewinnmargen der S&P 500-Unternehmen erreichten im 3. Quartal die höchsten Werte seit 25 Jahren. Die Gewinne stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 14 %, während die Umsätze um 6 % stiegen. Dies reflektiert eine robuste Kostendisziplin in verschiedenen Sektoren. Die lange erwartete Gewinnmitteilung von Nvidia übertraf die Erwartungen sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn. Die Märkte gaben jedoch nach einer anfänglichen Rallye wieder nach und ließen den VIX auf über 26 steigen, den höchsten Wert seit dem Liberation Day.
Globale fiskalische Konjunkturprogramme. In einer knappen Abstimmung wurde der kanadische Bundeshaushalt verabschiedet. In Japan schlug Premierministerin Sanae Takaichi einen Nachtragshaushalt von mehr als 25 Billionen Yen (161 Milliarden US-Dollar) zur Finanzierung ihres ehrgeizigen Konjunkturprogramms vor. Gleichzeitig ziehen Entscheidungsträger in China verschiedene aggressive Maßnahmen zur Rettung des angeschlagenen Immobilienmarkts in Betracht, da die Sorgen zunehmen, dass die anhaltende Krise auf das gesamte Finanzsystem übergreifen könnte.
FX-Perspektiven
Märkte ringen mit Unsicherheiten hinsichtlich der US-Notenbank
USD: Aggressive Neueinpreisungen lassen nach, während die Arbeitsmarktdaten uneinheitliche Signale senden. Der US-Dollar-Index legte diese Woche zu und stieg um beinahe 1 %. Die Basisunterstützung blieb durchgehend bestehen, während angesichts der Sorgen um eine Aktienblase eine risikoscheue Stimmung vorherrschte. Der US-Dollar wurde auch durch eine restriktivere Neueinpreisung der Geldpolitik der Fed nach der Veröffentlichung des Protokolls der Fed-Sitzung aus dem Oktober gestärkt. Dies fiel mit der Ankündigung zusammen, dass der Arbeitsmarktbericht für den Oktober – oder zumindest Teile des Berichts – erst nach der Fed-Sitzung im Dezember veröffentlich wird, zusammen mit dem Bericht für den November. Inmitten dieser Unsicherheit reduzierten die Märkte ihre Wetten auf eine Lockerung der Geldpolitik bis hinunter zu einer Wahrscheinlichkeit von 30 %. Nach der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts für den September, der einen Zuwachs von 119.000 Stellen bei gleichzeitig gestiegener Arbeitslosigkeit auswies, stiegen die Erwartungen hinsichtlich einer Zinssenkung, die jetzt mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 40 % angenommen wird. Die Märkte betrachten den Bericht als Rechtfertigung für weitere Spaltungen innerhalb des FOMC, was ein nachhaltigeres Aufwärtspotenzial des US-Dollars bis zur Veröffentlichung weiterer Daten begrenzt. Angesichts der Umstände könnte die Entwicklung des US-Dollars möglicherweise übertrieben gewesen sein. Technisch gesehen, hat der DXY den gleitenden langfristigen 200-Tage-Durchschnitt durchbrochen und sendet Käufern damit ein begründetes Signal, trotz der Unsicherheiten bei den Fundamentaldaten engagiert zu bleiben. Allerdings werden weitere Daten benötigt, damit dies Bestand hat.
EUR: US-Dollar gibt im Währungspaar EUR/USD den Ton an. Der Eurokurs schloss gegen Ende der Woche um beinahe 1 % niedriger im Vergleich zum US-Dollar ab und nähert sich damit dem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt, einem wichtigen Indikator für die langfristige Marktentwicklung. Die Dynamik lässt vermuten, dass Euro-Käufer neue Katalysatoren zur Auslösung einer kurzfristigen Dynamik benötigen, damit die Währung wieder in Fahrt kommt. Andernfalls könnte eine aktuell stärkere pessimistische Haltung die weiterhin intakte langfristige optimistische Haltung untergraben. Die USA dominieren weiter die Entwicklung des Währungspaars EUR/USD. Dies gilt nicht nur, weil die Makrorisiken im Jahr 2025 (vor allem mit Zollandrohungen oder politischen Einmischungen in die Geldpolitik der Fed verbunden) in den Hintergrund getreten sind, sondern auch, weil die US-Geldpolitik die unsicherste bleibt, wie diese Woche gezeigt hat. Die US-Seite des Währungspaars besitzt das größere Zinssenkungspotenzial, während die Zinssätze in der Eurozone den Tiefpunkt erreicht zu haben scheinen. Darüber hinaus ist es aufgrund der aktuellen Situation höchst unklar, ob es überhaupt zu Zinssenkungen kommen wird. Daher haben die Entwicklungen auf der US-Seite weiterhin einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Währungspaars. Der US-Arbeitsmarktbericht aus dieser Woche hat die Märkte möglicherweise nicht ausreichend genug von der Stärke der US-Wirtschaft überzeugt, um den gleitenden 21-Tage-Durchschnitt des Währungspaars erneut als Widerstandsniveau zu etablieren. Das Unterstützungsniveau bei 1,15 dürfte jedoch halten, wobei das Währungspaar im unteren Bereich dieses Niveaus verankert bleibt.
GBP: An den Haushalt gebunden. Das Währungspaar GBP/USD hält sich stabil oberhalb von 1,30 USD auf. Die Aufwärtsdynamik wird jedoch weiterhin durch den gleitenden 21-Tage-Durchschnitt bei 1,3184 USD begrenzt. Gegenüber dem Euro notiert das Pfund Sterling weiterhin unterhalb der wichtigsten Tagesdurchschnitte. Wir sehen jedoch eine Grenze für das Abwärtsrisiko in der Nähe von 1,12 EUR für die kommenden Monate. Die britischen Wirtschaftsdaten dieser Woche haben die aktuelle Schwäche des Pfund Sterling weiter verstärkt. Eine schwächere Inflation und gemischte PMI-Zahlen erhöhen den Spielraum für die Bank of England, ihre geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen fortzusetzen, insbesondere nach den schwächeren Arbeitsmarkt- und BIP-Zahlen. Dennoch zögern die Märkte weiterhin, eine Senkung vollständig einzupreisen. Die Wahrscheinlichkeit liegt weiterhin bei ungefähr 80–90 %. Die jüngste Entspannung bei der Inflation war nicht überzeugend genug, um aggressive Maßnahmen zu begründen, während enttäuschende Einzelhandelsumsätze und ein geringer als erwartet ausgefallener Rückgang der öffentlichen Kreditaufnahme die Vorsicht der Verbraucher und die fragile Lage der öffentlichen Finanzen im Vorfeld des Haushaltsplans der nächsten Woche verdeutlichen. Die Optionsmärkte spiegeln diese Unsicherheit wider. Die Kosten für GPB-Absicherungen stiegen auf Mehr-Monats-Hochs und die Volatilitätsschiefe unterstreicht die Vorsicht der Anleger. Der pessimistische Trend beim Pfund Sterling bleibt bestehen. Ruhigere Handelssitzungen begünstigen zwar Gewinnmitnahmen, definieren jedoch letzten Endes die Niveaus für ein erneutes Engagement der Verkäufer neu. Angesichts des bevorstehenden Herbsthaushalts ist die Entwicklung des Pfunds bis zum Jahresende davon abhängig, ob sich fiskalische Glaubwürdigkeit und die Geldpolitik der Bank of England vereinbaren lassen oder ob der Risikoaufschlag für das Pfund Sterling das bestimmende Merkmal der Entwicklung bis Ende 2025 sein wird.
CHF: Decke in Sicht. Der Schweizer Franken hat in der vergangenen Woche gegenüber dem US-Dollar um mehr als 1 % nachgegeben und konnte trotz der breit angelegten Risikoaversion weder gegenüber dem Pfund Sterling noch gegenüber dem Euro zulegen. Diese Divergenz wirft die Frage auf, ob die Safe-Haven-Attraktivität des Franken nachlässt. Marktgerüchte lassen vermuten, dass Anleger ein Eingreifen offizieller Schweizer Stellen befürchten, um eine übermäßige Stärke zu verhindern. Diese Gerüchte werden dadurch unterstützt, dass das Währungspaar EUR/CHF nahe bei Niveaus liegt, die in der Vergangenheit Interventionen ausgelöst haben. Darüber hinaus unterstreichen die Schweizer Daten weiterhin die Auswirkungen der Zölle. Die Exporte gingen im Oktober zurück, wobei Exporte in die USA einen Rückgang von beinahe 6 % verzeichneten. Obwohl das aktuelle Handelsabkommen die Zollsätze von 39 % auf 15 % senkt, sind die Auswirkungen für eine vom Handel abhängige Wirtschaft, die um die globale Nachfrage konkurriert, weiterhin erheblich. Da die Inflation weiterhin unter dem Zielwert liegt, die Exporte sinken und der Franken überbewertet ist, haben die geldpolitischen Entscheidungsträger wenig Grund, eine weitere Aufwertung zu tolerieren. Dies macht den Franken anfällig für eine schwächere Nachfrage, da Händler mit Widerstand seitens offizieller Stellen rechnen.