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Historisch

Die Märkte brachen aufgrund der Nachrichten über die Zölle von Trump ein, erholten sich jedoch wieder, als eine Pause angekündigt wurde. Der S&P schwankte stark, Anleihen und Öl erlebten Auf- und Abwärtsbewegungen und der US-Dollar verlor gegenüber den wichtigsten Währungen an Boden.

Die globalen Märkte wurden auf eine Achterbahnfahrt geschickt: Nachdem US-Präsident Donald Trump unerwartet hohe Zölle angekündigt hatte, schickten Anleger die Märkte zunächst nach unten, bevor die Ankündigung einer Aussetzung der Zölle am Mittwoch die Aktienmärkte wieder nach oben trieb.

Zunächst gaben die globalen Märkte nach. Der US-amerikanische S&P 500 verzeichnete in den ersten beiden Tagen nach der Zollankündigung einen Verlust in Höhe von 10,6 %. Dies stellte den stärksten Rückgang über zwei Tage seit dem anfänglichen Covid-bedingten Ausverkauf im März 2020 dar. In der Spitze fiel der S&P 500 nach der Ankündigung um 14,6 %.

Auch andere Märkte wurden erschüttert. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel von 4,13 % auf 3,85 %, während der Rohölpreis um 24 % nachgab.

Mitte der Woche erreichten die Bewegungen ihren Höhepunkt. Besonders bemerkenswert war eine Wende am US-Anleihemarkt, bei der die Rendite zehnjähriger Anleihen innerhalb von nur drei Handelssitzungen von ihrem Tiefstand von 3,85 % auf 4,51 % stieg – eine Bewegung am Anleihemarkt, die mit den letzten Tagen der britischen Premierministerin Liz Truss vergleichbar ist.

Die Marktentwicklung zwang zum Umdenken. US-Präsident Donald Trump kündigte eine 90-tägige Aussetzung der strengsten Zölle gegenüber den meisten Handelspartnern an, erhöhte die Zölle gegenüber China jedoch auf 145 %. Der Benchmark-Index S&P 500 legte um enorme 9,5 % zu. Dies ist die achtbeste prozentuale Performance des Index in der Geschichte und die beste prozentuale Performance außerhalb der Großen Depression und der globalen Finanzkrise.

Die Devisenmärkte folgten einer ähnlichen Entwicklung. Wichtige Entwicklungen deuteten jedoch darauf hin, dass die Ereignisse der letzten zehn Tage langfristige strukturelle Auswirkungen haben könnten. Der US-Dollar wurde größtenteils schwächer und verlor seinen Safe-Haven-Status, während der Euro, der Yen und der Schweizer Franken eine überdurchschnittliche Performance zeigten. Auch der CAD und der AUD legten zu.

Chart: Stocks whiplash with tariff flip-flop.

Globale Makrodaten
Größte geldpolitische Umkehr der Geschichte

Trump gibt dem Staatsanleihenmarkt nach. Noch bevor der „Tag der gegenseitigen Zölle“ zu Ende ging, verkündete Trump eine 90-tägige Aussetzung der Zölle für die meisten Länder, woraufhin sich die Aktienmärkte deutlich erholten. Teil des Plans der Trump-Regierung war es, die Zinsen zu senken. Doch als die Renditen am langen Ende aufgrund von Stagflationsängsten stiegen, wechselte das Weiße Haus die Strategie. Nachdem zunächst angekündigt worden, war, es gebe keine Ausnahmen, keine Pausen und Verhandlungen mit jedem einzelnen Land, um jedes einzelne Handelsdefizit zu beseitigen, wurde nun eine 90-tägige Pause angekündigt, während der die Zölle für die Mehrheit der Länder auf der ursprünglichen Liste auf 10 % gesenkt werden. Abgesehen von China natürlich. Als Reaktion auf eine frühere Maßnahme Pekings sieht sich China nun Abgaben in Höhe von 145 % auf alle Warenexporte in die USA gegenüber.

Der Anleihenausverkauf ging zu weit. Eine Massenabkehr von längerfristigen US-Staatsanleihen trieb die Renditen sprunghaft in die Höhe und löste den stärksten Ausverkauf dieser sogenannten sicheren Anlagen seit 2020 aus. Steigende Kreditkosten versetzten der Weltwirtschaft, die ohnehin schon durch die aggressive Zollpolitik von Präsident Trump belastet war, einen weiteren Schlag. Höhere Renditen wirken sich auf alles aus, von Hypotheken bis zu Kreditzinsen, und untergraben ein zentrales Ziel der Wirtschaftspolitik von Trump: die Senkung der Kreditkosten zum Vorteil der Verbraucher, wie US-Finanzminister Scott Bessent betonte.

Ein schwacher US-Dollar. Der US-Dollar kann seinen Safe-Haven-Status nicht wiedererlangen. Stattdessen wurde er schwächer, da die fehlende Glaubwürdigkeit der geldpolitischen Entscheidungsfindung den Greenback belastet. Häufige Änderungen der Geldpolitik und die von der Trump-Regierung geschaffene Unsicherheit schaden auf ganzer Linie – von der US-Wirtschaft und ihrem globalen Ansehen bis zu den Aktienmärkten und dem US-Dollar.

Devisenmärkte bleiben angespannt. Safe-Haven-Währungen waren nach der Ankündigung der Pause einem erheblichen Verkaufsdruck ausgesetzt, während Schwellenländer- und Rohstoffwährungen, die zuvor im Zuge eines globalen Handelskriegs ins Visier genommen worden waren, eine robuste Erholung verzeichneten. Gegen Ende der Woche spielte der Qualitätsaspekt jedoch wieder eine größere Rolle, was die Anfälligkeit zyklischer Währungen zeigt. Unterdessen haben die Währungen mit der besten Performance des Jahres ihre beeindruckende Aufwärtsdynamik beibehalten.

Chart: Investors are ditching long-term US debt.

FX-Perspektiven
Vertrauenskrise: Händler lassen den Dollar fallen

USD: Von Safe-Haven-Währung zur Risikoanlage. Der US-Dollar-Index liegt in der Nähe eines 6-Monats-Tiefs und ist diese Woche um enorme 2,6 % gefallen – die schlechteste wöchentliche Performance seit Ende 2022. US-Aktien, US-Anleihen und der US-Dollar verzeichneten alle gleichzeitig Rückgänge, was die Befürchtungen hinsichtlich eines Massenrückzugs ausländischer Investoren aus US-Assets verstärkt. Die Renditen langfristiger Staatsanleihen sind deutlich gestiegen, während der US-Dollar gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken den stärksten Rückgang seit einem Jahrzehnt erfahren hat. US-Staatsanleihen galten einst als die ultimativen Safe-Haven-Anlagen, stehen nun aber auf dem Prüfstand, da die aggressive Handelspolitik von Präsident Trump die globalen Märkte unterbricht. Durch die Einführung gegenseitiger Zölle zu Beginn dieses Monats verwandelte sich der US-Dollar rasch von einer bevorzugten Währung zu einem Gradmesser für die Risikoaversion, was die wachsende Unsicherheit und das schwindende Vertrauen in die finanzielle Stabilität der USA widerspiegelt.

EUR: Anstieg auf ein 3-Jahres-Hoch. Die hohe Liquidität des Euro und der aktuelle Leistungsbilanzüberschuss schützen ihn weiter vor der erhöhten Volatilität, die bei G10-Währungen mit hohem Beta zu beobachten ist. Als Währung mit der zweitbesten Liquidität der Welt und bevorzugte Alternative zum US-Dollar für Devisenreserven befindet sich der Euro weiter in einer guten Position, um von einer möglichen Vertrauenskrise gegenüber dem US-Dollar zu profitieren. Tatsächlich ist das Währungspaar EUR/USD mit einem Anstieg von beinahe 4 % im Berichtszeitraum und von mehr als 11 % gegenüber den Tiefständen im Februar auf dem Weg zu einer zweiten Gewinnwoche in Folge. Nachdem Trump die Zölle ausgesetzt hatte, fiel das Währungspaar um 1 %. Die Gemeinschaftswährung konnte die Verluste jedoch wieder ausgleichen, als bekannt wurde, dass auch die EU über eine Aussetzung der ihrerseits geplanten Gegenmaßnahmen nachdenkt. Der faire Wert ist stark von der Differenz des zweijährigen Swapsatzes abhängig. Aus rein zinspolitischer Sicht erscheint das Währungspaar EUR/USD überbewertet, da eine Zinssenkung durch die EZB in der nächsten Woche zunehmend wahrscheinlicher wird, während die Fed noch immer kein Signal für eine weitere geldpolitische Lockerung gesendet hat. Auf den ersten Blick besteht für das Währungspaar wahrscheinlich ein leicht nach unten gerichtetes Risiko, insbesondere, da es überkauft ist. Wenn die EZB jedoch die Zinsen unverändert lässt, könnte der Euro einen zusätzlichen Aufschwung erleben. Tatsächlich sind Optionshändler den 1-monatigen Risikoumkehrungen zufolge so optimistisch in Bezug auf den Euro wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Chart: Dangerous divergence; dollar not supported by rising yields.

GBP: Staatsobligationen als Achillesferse. Das Pfund Sterling reagiert zunehmend empfindlich auf Marktrisiken. Hinsichtlich Zöllen wird es nicht länger als Safe-Haven-Währung betrachtet. Der Kurs schwankt gegenüber den meisten vergleichbaren Währungen weiterhin entsprechend der allgemeinen Marktstimmung. Dazu kommt, dass das Vereinigte Königreich einem globalen Handelskrieg und einer Abschwächung der Wirtschaft nicht unbeschadet entkommen wird. Doch die Erholung der Risikobereitschaft nach der Aussetzung der Zölle durch Trump ließ das Währungspaar GBP/USD innerhalb von zwei Tagen um rund 2 % ansteigen – zurück in Richtung auf die Marke von 1,30 USD. Ein weiteres wichtiges Thema dieser Woche war allerdings der Einbruch bei den britischen Staatsobligationen. Die übertriebenen Bewegungen bei den britischen Staatsobligationen, insbesondere im Vergleich zu Staatsanleihen, lassen auf eine ausgeprägte Belastung schließen. Die Finanzen des Vereinigten Königreichs reagieren besonders anfällig auf Bewegungen am längeren Ende der Kurve und die Renditen 30-jähriger Staatsobligationen stiegen diese Woche auf die Höchststände von 1998. In der Regel bewegen sich Währungen im Gleichschritt mit den Renditen. Das britische Pfund wurde jedoch schwächer – ein Zeichen dafür, dass der Markt für Staatsobligationen weiter die Achillesferse des Pfund Sterling ist. Obwohl die 1-wöchige Veränderung bei der Renditespanne zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland den stärksten Sprung nach oben seit zwei Jahren verzeichnete, stellte die 1-wöchige Veränderung beim Währungspaar GBP/EUR den größten Rückgang seit drei Jahren dar. Die britischen Inflationsdaten der nächsten Woche werden auch den Markt für Staatsobligationen und das Pfund testen, insbesondere, wenn sie höher ausfallen als erwartet.

CHF: Annäherung an Interventionsniveaus. Der Schweizer Franken sieht sich derzeit einer starken Nachfrage gegenüber. Dies löst Spekulationen aus, ob die Schweizerische Nationalbank (SNB) möglicherweise eingreifen oder die Zinssätze sogar in den negativen Bereich drücken muss, um die schnelle Aufwertung einzudämmen. Die erste Maßnahme birgt das Risiko, sich den Zorn von Trump zuzuziehen, da er die Schweiz bereits 2020 als Währungsmanipulator bezeichnete. Dennoch muss die SNB die Stärke des Schweizer Franken möglicherweise weiter drosseln, da sich die Währung aufgrund der Flucht in Safe-Haven-Anlagen zur Währung mit der besten Performance unter den wichtigen Währungen entwickelt hat. Auf handelsgewichteter Basis nähert sich der Franken einem Niveau, das er zuletzt Ende 2023 erreicht hatte, einem Zeitraum, in dem die SNB ihre Bereitschaft signalisierte, gegen eine übermäßige Stärke der Währung vorzugehen. Unterdessen deutet der Optionsmarkt auf weiteres Potenzial für eine Stärkung des Franken hin, auch wenn Spekulationen dieser Art durch die Aussetzung der Zölle durch Trump vorerst abgenommen haben.

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