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Fed hat grünes Licht für Zinssenkungen

Die Märkte bereiten sich auf Zinssenkungen durch die Fed vor, da die Inflation abnimmt und das Wachstum nachlässt. Damit schafft sie die Voraussetzungen für eine geldpolitische Wende und eine mögliche Schwächung des US-Dollars.

  • Inflation wird überschattet. Die jüngsten VPI-Daten für die USA bestätigten, dass die Inflation zwar weiterhin über dem Ziel von 2 % liegt, das sich die Fed gesetzt hat, jedoch nicht besorgniserregend höher. Gleichzeitig stieg die Zahl der Arbeitslosenanträge auf ein beinahe 4-jähriges Hoch, was den Markt weitaus mehr beschäftigte.
  • Nachgiebige Beschäftigungszahlen, vorsichtiger Ansatz. Es ist ein heikler Balanceakt. Die Dynamik verschiebt sich jedoch in Richtung einer Priorisierung der Vollbeschäftigung statt der Preisstabilität, insbesondere nach der drastischen Abwärtskorrektur der Beschäftigungszahlen in dieser Woche und den schwachen Beschäftigungszahlen der Vorwoche.
  • Drei Zinssenkungen erwartet. Infolge der jüngsten Daten wurden Wetten auf eine geldpolitische Lockerung durch die Fed verstärkt eingepreist, sodass drei Zinssenkungen eindeutig das Basisszenario darstellen. Es wird mit einer Senkung um 25 Basispunkte in der nächsten Woche gerechnet, gefolgt von ähnlichen Schritten im Oktober und im Dezember.
  • Risiken weiter im Vordergrund. Das reichte aus, um die Zinsen auf Staatsanleihen steigen zu lassen und den US-Dollar nach unten zu ziehen. Da die Risikobereitschaft weiterhin ungebrochen ist, erreichten alle wichtigen US-Aktienindizes Rekordhöhen, da die auf Liquidität gestützte Rallye die erneut auftauchenden geopolitischen Risiken übertrumpfte.
  • Geopolitik am Spielfeldrand. Der israelische Angriff auf die Hamas-Führung in Doha löste einen kurzen Anstieg der Energiepreise aus und drückte den Kurs der energieabhängigen Währungen nach unten. Ohne eine Vergeltungsmaßnahme der Golfstaaten, die als unwahrscheinlich gilt, ist es jedoch fraglich, ob die Auswirkungen auf den Markt von Dauer sein werden.
  • EZB in Wartestellung. Wie allgemein erwartet, beließ die EZB den Einlagenzinssatz unverändert bei 2 %. Insgesamt lautete die implizite Botschaft an die Märkte, dass es derzeit keinen Grund gibt, weitere Zinssenkungen einzupreisen.
Chart: Three Fed cuts this year now markets' base case

Globale Makrodaten
Arbeitsmarktdaten haben Priorität gegenüber der Inflation

Gemischte Signale zur Inflation in den USA. Der VPI-Bericht zeigte, dass die Inflation bei den Verbraucherpreisen weiterhin Anlass zur Sorge gibt. Der Gesamt-VPI stieg auf 2,9 % und der Kern-VPI blieb unverändert bei 3,1 %, was den anhaltenden Preisdruck unterstreicht. Im Gegensatz dazu fiel der Erzeugerpreisindex (PPI) im August im Vergleich zum Vormonat um 0,1 %. Dies ist der erste Rückgang seit vier Monaten und auf niedrigere Preise im Dienstleistungssektor zurückzuführen ist. Auch wenn der PPI ein Frühindikator sein kann, müssen die Märkte die zähe Inflation bei den Verbraucherpreisen mit der sinkenden Inflation auf Erzeugerebene in Einklang bringen.

Der US-Arbeitsmarkt schwächt sich ab. Die Zahl der Arbeitslosenanträge in den USA stieg um 27.000 auf ein Vier-Jahres-Hoch von 263.000 für die zum 6. September endende Woche. Dies signalisiert eine deutliche Abschwächung am Arbeitsmarkt. Diese Entwicklung entspricht der in dieser Woche veröffentlichten dramatischen Abwärtskorrektur durch das BLS um 911.000 Stellen zwischen April 2024 und März 2025. Da der US-VPI weitgehend den Erwartungen entsprach, wurden die Arbeitsmarktberichte daher zu den weitaus einflussreicheren Marktfaktoren. Die unerwarteten Zahlen bei den Arbeitslosenanträgen stellte die entscheidende Information dar und untermauerte die Wetten auf eine bevorstehende Zinssenkung durch die Fed.

Die EZB legt eine Pause ein. Am 11. September beließ die EZB den Leitzins unverändert bei 2,00 %. Der Grund hierfür war die Einschätzung der Bank, dass die Inflation ihren Kurs auf das Ziel von 2 % beibehalten wird, sowie die angehobene Wachstumsprognose für die Eurozone, deren Wirtschaft nun im Jahr 2025 um 1,2 % wachsen soll. Die Bank betonte, sie werde weiterhin „datenabhängig“ bleiben und sich nicht auf einen zukünftigen Zinspfad festlegen, da die wirtschaftlichen Risiken inzwischen „ausgewogener“ seien.

Japans schrumpfender Überschuss. Japans Leistungsbilanzüberschuss sank im Juli um 19,1 % auf 2,68 Billionen Yen, was größtenteils auf das wachsende Defizit im Dienstleistungssektor und den Rückgang des Primäreinkommensüberschusses zurückzuführen ist. Dies deutet auf eine mögliche Verschiebung der wirtschaftlichen Fundamentaldaten für Japan hin.

Chinas Abschwung beim Handel. Trotz des hohen Handelsüberschusses von 102,33 Milliarden USD zeigten Chinas Handelsdaten für den August, dass sich das Exportwachstum im Vergleich zum Vorjahr auf 4,4 % verlangsamte und die Importe um lediglich 1,3 % stiegen. Dies deutet auf eine Abkühlung der weltweiten und inländischen Nachfrage hin.

Chart: Is the labor market cracking? Payrolls fall as claims rise

FX-Perspektiven
Ruhe vor der Zinssenkung

USD: Keine Wellen beim Handel mit dem US-Dollar. Diese Woche bewegte sich der US-Dollar-Index in relativ ruhigen Gewässern. Dies spiegelt eine Mischung aus stimmungsbedingten Risikofaktoren (die derzeit in den Hintergrund treten), einem spärlichen Datenkalender und einem bereits bis zum Rand mit Zinserwartungen gefüllten Glas wider. Daher ist für den US-Dollar schwierig, sinnvoll auf Daten aus der Wirtschaft oder Kommentare der Fed zu reagieren. Im Mittelpunkt standen die Inflationsdaten. Sowohl der PPI- als auch der VPI-Bericht, die den Preisdruck aus der Sicht von Erzeugern und Verbrauchern erfassen, boten keine Überraschungen und entsprachen weitgehend den Erwartungen. Die Zahlen unterstützen die Annahme, dass die Auswirkungen der Zölle möglicherweise vorübergehender sein könnten als zunächst befürchtet. Auch wenn sich dies kurzfristig (über den Renditekanal) negativ auf den US-Dollar auswirkt, könnte der Greenback auf lange Sicht Unterstützung finden, da die nachlassenden Sorgen um eine Stagflation die Nerven der Anleger weiter beruhigen. Die bevorstehende Sitzung der Fed, bei der allgemein mit einer Zinssenkung gerechnet wird, könnte der nächste wichtige Pessimismus-Katalysator für den US-Dollar sein, insbesondere, wenn sie pessimistischer ausfällt als erwartet.

EUR: Der Euro erholte sich aufgrund der Signale, die von der EZB gesendet wurden. Das Währungspaar EUR/USD hielt sich in der Nähe der Marke von 1,17 auf und versuchte, darüber stärker zu konsolidieren, was jedoch letzten Endes nicht gelang. Der Mangel an neueren Daten und ein Aufflammen geopolitischer Risiken – die Angriffe Israels auf Doha und der Abschuss angeblicher russischer Drohnen durch Polen – dämpften jede Aufwärtsentwicklung des Euro. Wir bezweifeln (zumindest vorerst), dass diese Ereignisse zu etwas Größerem eskalieren werden, sodass die Auswirkungen auf die Devisenmärkte begrenzt bleiben. Im späteren Verlauf der Woche gewann der Euro während der Pressekonferenz von Lagarde im Anschluss an die EZB-Sitzung wieder an Dynamik. Ihre Bemerkungen fielen aggressiver aus als erwartet und wurden durch Hinweise auf geringere Unsicherheiten an der Handelsfront zusätzlich verstärkt. Bei der Sitzung wurde eine Zinssenkung in diesem Monat praktisch ausgeschlossen, was den Euro-Optimisten die dringend benötigte Unterstützung bot.

Chart: EUR/USD decoupling from rate differentials is narrowing

GBP: Resilient, aber risikobehaftet. Das Pfund Sterling wurde diese Woche stabil gehandelt. Das Währungspaar GBP/USD stieg, ausgehend vom Tiefpunkt der letzten Woche bei 1,3333 USD, um mehr als 1,5 % und testete die Marke von 1,36 USD, bevor es wieder leicht fiel. Die Gewinne waren eher auf die globale Risikobereitschaft und die Wetten auf Zinssenkungen durch die Fed zurückzuführen als auf eine Stärke des Inlandsmarktes. Die kurzfristigen Renditen im Vereinigten Königreich bleiben hoch und stützen das Pfund gegenüber niedrig verzinsten Devisen wie Yen und Schweizer Franken. Die Renditen langfristiger Staatsanleihen steigen jedoch weiter, was die Haushaltsprobleme und Inflationssorgen widerspiegelt. Was die Zahlen aus dem Inland angehen, stagnierte das BIP im Juli und bestätigte damit die nachlassende Dynamik nach einem stärkeren 1. Halbjahr. Die Einzelhandelsumsätze überraschten positiv, doch dies änderte nicht an den allgemeinen Stagflationssorgen. Unterdessen zeigen die Daten zur Devisenpositionierung einen Anstieg bei Short-Positionen für das Pfund. Die Preisentwicklung spiegelt dies jedoch nicht vollständig wider, was auf eine Abwärtsgefährdung hindeutet. Technisch gesehen liegt das Währungspaar GBP/USD weiterhin über den wichtigsten gleitenden Durchschnitten. Es fällt ihm jedoch schwer, die Marke von 1,36 USD nach oben zu durchbrechen. Zu den Risiken in nächster Zukunft zählen die britischen Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten, die die Entscheidung der BoE am 18. September beeinflussen könnten, bei der eine Beibehaltung des Zinssatzes von 4,00 % erwartet wird. Einer gemäßigtere Geldpolitik oder schwache Daten könnten eine Korrektur für das Pfund Sterling auslösen.

CHF: Zinspolitische Aussagen. Der Gouverneur der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Martin Schlegel, signalisierte diese Woche, dass die Hürde für eine Rückkehr zu Negativzinsen hoch sei, zeigte sich aber gleichzeitig toleranter gegenüber einem starken Schweizer Franken. Seine Kommentare kommen zu einem Zeitpunkt, an dem sich das Währungspaar EUR/CHF bei der Marke 0,93 aufhält und das Währungspaar USD/CHF unter die Marke von 0,80 abgefallen ist. Diese Niveaus spiegeln einen robusten nominalen Franken bei extrem niedriger Inflation wider, die derzeit im Jahresvergleich lediglich 0,2 % beträgt. Der Tonfall lässt darauf schließen, dass die SNB es nicht eilig hat, die Währung zu schwächen, und Zinssenkungen – insbesondere in den negativen Bereich – vorerst vom Tisch sein dürften. In einer globalen Devisenlandschaft, die zunehmend von Fiskalpolitik und Schuldendynamik geprägt ist, unterstützt Schlegels Haltung strategische Long-Positionen in den Franken. Ein erneuter Test des Tiefs für das Währungspaar EUR/CHF im Jahr 2025 in der Nähe der Marke von 0,9220 erscheint nun plausibel. Doch nur einen Tag später änderte Schlegel seine Haltung etwas und erklärte, die SNB werde nicht zögern, den Leitzins unter Null zu senken, wenn die Umstände es erfordern. Diese Wend hin zu einer gemäßigteren Geldpolitik drückte den Franken sowohl gegenüber dem Pfund als auch gegenüber dem US-Dollar nach unten. Er blieb jedoch gegenüber dem Euro stabil. Die nächste geldpolitische Entscheidung der SNB steht am 25. September an.

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