- Der Anleihemarkt ist gestresst. Dieser Monat stellt in der Regel den Kalenderfluch für US-Aktien dar – im Durchschnitt verzeichnete der S&P 500 in den letzten 75 Jahren in diesem Monat die schwächsten monatlichen Renditen. Doch in diesem Jahr liegt der Fokus deutlich auf dem Anleihemarkt, insbesondere auf langfristigen Anleihen.
- Die Volatilität ist zurückgekehrt. Der September beginnt mit einem starken Druck auf die globalen Anleihemärkte, was in der Budgetsaison den großen Volkswirtschaften Probleme bereitet. Die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen überschritt kurzzeitig die Marke von 5 %, während die Kreditkosten in Japan Rekordhöhen erreichten.
- Das Pfund Sterling auf dem Goldtrip. Im Vereinigten Königreich erreichten die Kosten für Kredite mit einer 30-jährigen Laufzeit den höchsten Stand seit 1998, was den allgemeinen Ausverkauf bei den Anleihen weiter verstärkte. Gleichzeitig unterstreicht der Kursverfall des Pfund Sterling die Unruhe im Markt angesichts der Haushaltsprobleme für das Vereinigte Königreich.
- Verflixt. In Frankreich stehen französische Assets weiterhin unter Druck, da sich Premierminister Francois Bayrou am Montag einer Vertrauensabstimmung gegenübersieht, da die Oppositionsparteien Ausgabenkürzungen ablehnen.
- Hartnäckiger Appetit. Trotz der Turbulenzen hat sich die Risikobereitschaft jedoch gefestigt, da aufgrund der schwachen Arbeitsmarktdaten die Wetten auf eine Zinssenkung durch die Fed steigen. Bis zum Jahresende haben die Märkte eine geldpolitische Lockerung um beinahe 60 Basispunkte eingepreist.
- Auffällige Asymmetrie. Der USD hat sich angesichts der Turbulenzen auf dem Anleihemarkt gut gehalten. Wenn die Erwartungen an die Fed aufgrund eines schwachen US-Arbeitsmarktberichts am Freitag jedoch gemäßigter ausfallen, steigen die Chancen, dass der nächste Abwärtstrend beim US-Dollar eher früher als später eintreten könnte.
- Nächste Woche kommt der nächste Test. Alle Augen sind heute auf die US-Beschäftigungszahlen außerhalb der Landwirtschaft gerichtet. Der bevorstehende US-Inflationsbericht wird für die Geldpolitik der Fed jedoch ebenfalls entscheidend sein und daher die Devisenmärkte stärker beeinflussen.

Globale Makrodaten
Ernüchternde Woche für globale Daten
Der US-Arbeitsmarkt schwächt sich deutlich ab. Den wichtigsten Datenpunkt in dieser Woche stellten die klaren Anzeichen für eine Abkühlung des US-Arbeitsmarkts dar. Im August stieg die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft in den USA um 22.000, was deutlich unter der erwarteten Zahl von 75.000 lag. Die Zahl der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen stieg im August um ungefähr 47.000. Dies ist der geringste monatliche Anstieg seit Januar 2022 und ein wichtiges Warnsignal für den breiteren Arbeitsmarkt, da in den letzten drei Jahren mehr als 40 % aller neuen Arbeitsplätze auf diesen Sektor entfielen. Die Arbeitslosenquote stieg wie erwartet auf 4,3 %, während die Erwerbsquote leicht auf 62,3 % stieg. Es gab Abwärtskorrekturen für die Daten der Vormonate, einschließlich eines negativen Werts für Juni, dem ersten negativen Wert seit Dezember 2020.
Fertigungssektor schrumpft weiter. In mehreren großen Volkswirtschaften steht der Fertigungssektor weiter unter Druck. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Fertigungssektor in den USA und der S&P Global PMI für Kanada lagen beide unter der Marke von 50,0, Dies deutet auf eine anhaltende Kontraktion hin.
Schwächung des Pfund Sterling angesichts der Spannungen auf den Anleihemärkten. Das Pfund Sterling stand diese Woche unter erheblichem Druck, wobei die Währungspaare GBP/USD und GBP/EUR deutliche Rückgänge verzeichneten. Dies ist auf den weltweiten Anstieg bei den Renditen langfristiger Anleihen zurückzuführen, was sich angesichts der großen Haushaltslücke und der Stagflationssorgen in einem besonders hohen Maß auf das Vereinigte Königreich auswirkte.
Gemischte Signale im Dienstleistungs- und Handelssektor: Auch wenn sich das Wachstum im US-Dienstleistungssektor verlangsamte, blieb es im Expansionsbereich. Im Gegensatz hierzu konnte Australien seine Handelsbilanz deutlich verbessern, die aufgrund steigender Exporte einen erheblichen Überschuss aufwies.
Anhaltende Sorgen um das globale Wachstum. Trotz einiger positiver Überraschungen wie den australischen BIP- und Handelsdaten deutet die allgemeine Stimmung auf eine Verlangsamung der Weltwirtschaft hin. Die schwache Inflation in der Eurozone und die anhaltende Schrumpfung des britischen Bausektors untermauern die Annahme, dass die Dynamik in wichtigen Regionen nachlässt.

FX-Perspektiven
Ruhe vor dem Sturm
USD US-Dollar tanzt auf dünnem Eis Die wöchentlichen Zahlen spiegeln weiterhin eine Abkühlung des Arbeitsmarkts wider. Anleger scheinen die leichten Überraschungen bei JOLTS- und ADP-Daten jedoch weitgehend ignoriert zu haben. Der US-Dollar-Index (DXY) ist nach dem schwachen Bericht zu den Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft aus der Vorwoche um 0,2 % gefallen. Dies deutet trotz gemischter Arbeitsmarktsignale auf eine fragile Resilienz hin. Nun richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Daten zur US-Inflation in der nächsten Woche: Wenn sie nicht wie erwartet ausfallen, würde dies das Potenzial für eine geldpolitische Lockerung vergrößern und potenziell die Wirkung des Verbraucherpreisindex (CPI) verringern. Infolge der schwachen Beschäftigtenzahlen ist der Verbraucherpreisindex jedoch möglicherweise kein entscheidender Faktor für die Einpreisung von Erwartungen hinsichtlich einer Zinssenkung vor der FOMC-Sitzung am 17. September.
EUR: Euro reagiert auf Beschäftigtenzahlen Das Währungspaar EUR/USD zeigte diese Woche eine laterale Bewegung und durchbrach die Marke von 1,17 gegenüber einem aufgrund der schwachen Beschäftigungszahlen schwachen US-Dollar. Auf dem Optionsmarkt ist die implizite einwöchige Volatilität, die nun Beschäftigtenzahlen, US-Inflationsdaten und die bevorstehende EZB-Sitzung abdeckt, auf ein Zwei-Monats-Hoch gestiegen. Dies unterstreicht den potenziell erheblichen Einfluss dieser Ereignisse auf die nächsten Bewegungen des Währungspaars EUR/USD. Der Anstieg der Optionsvolatilität folgt auf ein bisheriges Jahrestief im August. Möglicherweise ist der Appetit des Markts auf einen schwachen US-Dollar nun selektiver, indem er die Headline-Risiken ignoriert und so einen weiteren Aufwärtstrend des Euro begrenzt. Christine Lagarde äußerte sich in dieser Woche zweimal, stellte jedoch keine größeren geldpolitischen Veränderungen in Aussicht und festigte damit die bereits eingepreiste aggressive Einstellung.

GBP: Pfund auf dem Goldtrip. Das britische Pfund verzeichnete diese Woche den stärksten Tagesverlust gegenüber dem US-Dollar seit April. Diese Entwicklung wurde durch erneute Sorgen über die steigenden Renditen britischer Staatsanleihen ausgelöst, insbesondere bei den Renditen für 30-jährige Staatsanleihen, die ein 27-Jahres-Hoch erreichten. Das Vereinigte Königreich ist nach wie vor das Zentrum der Spannungen auf den globalen Anleihemärkten, wobei die Haushaltsprobleme zunehmend die Stimmung der Anleger dominieren. Auch wenn der Verkaufsdruck Mitte der Woche nachließ, gelang es dem Währungspaar GBP/USD nicht, zum Aufwärtstrend zurückzukehren und stagnierte beim gleitenden 100-Tage-Durchschnitt. Aus technischer Sicht bietet sich ein gemischtes Bild: Der gleitende 21-Tage-Durchschnitt steigt weiter und nähert sich dem Schnittpunkt mit dem 50-Tage-Durchschnitt, was eine Wende zu einer optimistischen Stimmung signalisieren könnte. Im Moment fehlt jedoch die Dynamik. Die Entwicklung des Pfund Sterling gegenüber dem Euro ist ebenfalls nach wie vor verhalten. Dem Währungspaar GBP/EUR gelang es zehn Wochen in Folge nicht, die Marke von 1,16 EUR zu überschreiten, da der makroökonomische Gegenwind weiterhin spürbar ist. Das stagflationäre Umfeld im Vereinigten Königreich – gekennzeichnet durch ein schwaches Wachstum und eine hartnäckige Inflation – sowie die zunehmenden Sorgen um die Haushaltslage lassen Zweifel an der Nachhaltigkeit der Kursgewinne beim Pfund Sterling aufkommen. Auch wenn die Renditen im Vereinigten Königreich zu den attraktivsten Renditen der G10 gehören, bleibt das Pfund anfällig für Veränderungen bei der globalen Risikobereitschaft und innenpolitische Unsicherheiten.
CHF: Safe-Haven-Währung trotz Geländeverlusten. Die Lage des Schweizer Franken hat sich im letzten Monat verändert – von einem Short-Kandidaten zu einer mit Vorsicht genossenen Safe-Haven-Währung inmitten volatiler globaler Anleihemärkte. Trotz der immer weniger attraktiven Renditen für den Franken hat die aktuelle Stresssituation auf den Märkten die Nachfrage nach defensiven Anlagen teilweise wiederbelebt. Darüber hinaus zeigten die in dieser Woche veröffentlichten Inflationsdaten für die Schweiz einen Anstieg der Verbraucherpreise um 0,2 % im Vergleich zum Vorjahr und lagen damit leicht über der Prognose der SNB von 0,1 %. Händler rechnen derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 25 % für eine Zinssenkung bis zum Jahresende (vorher 40 %), was dem Franken zusätzliche Unterstützung verleihen könnte. Dennoch ist die Aufwärtsbewegung der Währung vom aktuellen Niveau aus begrenzt, insbesondere gegenüber dem Euro. Das Währungspaar EUR/CHF wird in der Mitte des im letzten Monat prognostizierten Bereichs von 0,9300–0,9450 gehandelt und zeigt wenig Neigung zu einer plötzlichen Veränderung. Die Optionsmärkte spiegeln diese Unentschlossenheit wider, da die Positionierung gedämpft ist und sich keine klare Richtungstendenz abzeichnet. Sofern die Volatilität nicht wieder nachlässt, könnte der CHF dennoch weiterhin als Safe-Haven-Währung bestehen, auch wenn das Aufwärtspotenzial begrenzt bleibt.