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Märkte unterliegen dem Trumpschen Kurswechsel

Fed wird 2025 politischen Entwicklungen gegenüber empfindlicher sein. Die außergewöhnliche wirtschaftliche Stellung der USA verleiht dem US-Dollar Auftrieb..

An den Märkten dreht sich immer noch alles um das Trump-Trading. Die Republikaner haben sich einen Dreifachsieg gesichert und stehen nicht nur an der Spitze der Exekutive, sondern auch der Legislative. Die aggressive Ernennungspolitik Trumps, was sein Kabinett betrifft, vermittelt ein Gefühl der „Ruhe vor dem Sturm“.

US-Dollar und Anleiherenditen stiegen in der siebten Woche in Folge. Dies unterstreicht die Annahme, dass sich die wachstumsorientierte und zollfreundliche Politik von Trump zwar positiv auf den Greenback, aber inflationär auf die reale Wirtschaft auswirken wird.

Aktienanleger legten eine Pause ein und nahmen einige Chips vom Tisch, als die Rallye des S&P 500 die Marke von 25 % erreichte. Die europäischen Aktienindizes zeigen weiter eine schlechtere Performance als die US-amerikanischen Aktienindizes und liegen 5 % unter ihrem Hoch im September.

Die Inflation in den USA verlief wie erwartet und ist im Oktober leicht gestiegen. Dies wird vorerst keine Auswirkungen auf die Überlegungen der Fed haben. Das Treffen im Dezember dürfte zu einer Zinssenkung tendieren, während die Entwicklungen im Januar ungewisser sind.

Die europäischen Wirtschaftsdaten bleiben weiter hinter den Erwartungen zurück. Deutsche Anleger beurteilen die Wachstumsaussichten für 2025 als düster. Die Think Tanks korrigieren ihre Prognosen nach unten, während die Vertrauensabstimmung im Dezember und die Neuwahlen im Februar näher rücken.

Die durch die Neuwahlen bedingte Volatilität ist verschwunden und der VIX nähert sich dem tiefsten Stand seit der Pandemie. Der Euro bewegt sich nach wie vor unterhalb der Marke von 1,06 USD. Das Pfund wird bei 1,2660 USD gehandelt.

Die politische Nachrichtenlage wird die nächste Woche dominieren, da die EMI-Zahlen das einzige Risikoereignis hinsichtlich der globalen Makrodaten darstellen, das potenziell für Volatilität auf den Märkten sorgen kann.

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Globale Makrodaten
Fed wird 2025 politischen Entwicklungen gegenüber empfindlicher sein

Mehr Raum für Fehler. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Überlegungen hinsichtlich möglicher innen- und handelspolitischer Maßnahmen von Trump bei den Dezemberprognosen der Fed eine Rolle spielen werden. Beim nächsten Treffen wird es für die Fed-Vertreter wie gewohnt weitergehen. Jenseits dieses Treffens werden geldpolitische Entscheidungen jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit sensibel auf politische Entwicklungen reagieren. Die Fed hat die Zeit auf ihrer Seite. Die Umsetzung von Steuersenkungen und Zöllen wird eine Weile dauern. Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied zu Trumps erster Amtszeit: Die Leistung der US-Wirtschaft überschreitet derzeit ihr Potenzial, was den Einsatz erhöht und den Spielraum für geldpolitische Fehler seitens der Fed vergrößert.

Eine Zinssenkung im Dezember ist unser Basisszenario. Anleger, die befürchteten, dass die steigende Inflation die Fed von einer Zinssenkung im Dezember abhalten würde, atmeten nach der Veröffentlichung der VPI-Zahlen auf, die im Rahmen der Prognosen lagen. Die Gesamtinflation stieg zum ersten Mal seit sechs Monaten, während die Kerninflation stagnierte. Beide Entwicklungen entsprachen der Konsensprognose und waren nicht überraschend. Anleger scheinen die fehlenden Fortschritte bei der Inflation derzeit zu tolerieren. Die Oktoberzahlen haben daher nichts an der Reaktion der Fed geändert. Es wird weiterhin erwartet, dass sie im nächsten Monat den Leitzins um 25 Basispunkte senken wird. Für den Januar zeichnen sich derzeit jedoch noch keine klaren Tendenzen ab.

Aggressive Ernennungspolitik, was das Kabinett betrifft. Der erste Eindruck, dass der designierte US-Präsident Donald Trump als Präsident pragmatischer agieren könnte als im Wahlkampf angekündigt, weicht der Einsicht, dass er beabsichtigt, seine Ankündigungen umzusetzen. Anleger zeigen angesichts der vorgesehenen Zölle und der Besetzung wichtiger Positionen in der Regierung eine zunehmende Verunsicherung. Europäische und asiatische Aktien schneiden unterdurchschnittlich ab, während der US-Dollar seinen aggressiven Aufwärtstrend fortsetzt. Er überschritt gegenüber dem Yen die Marke von 155, was das Risiko eines Eingreifens durch Japan zur Verlangsamung der Abwertung erhöht.

Koalition bricht auseinander. Die Entlassung des deutschen Finanzministers Christian Lindner durch Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Tür für Neuwahlen Anfang nächsten Jahres geöffnet und einen weiteren Druckpunkt für den Euro geschaffen. Die erste Reaktion der Anleger bestand im Verkauf deutscher Staatsanleihen, da auf die mögliche Ablösung des haushaltspolitisch konservativen Lindner die Ausgabe einer größeren Zahl von Anleihen folgen könnte. Das größere Problem besteht jedoch darin, dass die Wachstumserwartungen für 2025 verhalten bleiben.

Jenseits der Märkte. An den Finanzmärkten drehte sich diese Woche noch alles um das Trump-Trading. Allerdings lässt die Dynamik am Aktienmarkt derzeit etwas nach. Die Aktienindizes legen eine Pause ein und Anleger nehmen einige Chips vom Tisch, um es mit einem Bild auszudrücken. Die meisten der uns derzeit zur Verfügung stehenden Informationen scheinen bereits eingepreist zu sein. Der nächste Schritt besteht nun darin, die Ernennungen durch die neue Regierung im Auge zu behalten und sich darüber im Klaren zu werden, welche geldpolitischen Maßnahmen unter Trump voraussichtlich umgesetzt werden. Diese nicht datenbasierten Nachrichtenquellen werden weiter eine wichtige Rolle spielen.

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FX-Perspektiven
Die außergewöhnliche wirtschaftliche Stellung der USA verleiht dem US-Dollar Auftrieb.

USD: Griff nach den Sternen. Der US-Dollar baute seine Gewinne aus, anders als die US-Renditen, und erreichte gegenüber mehreren Währungen ein neues Ein-Jahres-Hoch. Der US-Dollar-Index ist innerhalb von sieben Wochen um rund 7 % gestiegen. Dies ist der stärkste Anstieg in einem solchen Zeitraum seit 2022. Der Optionshandel und die neuesten Positionierungsdaten deuten darauf hin, dass Händler auf weitere Kursgewinne der US-Währung setzen, wobei die optimistische Stimmung hinsichtlich der Entwicklungen beim US-Dollar im nächsten Jahr seit Anfang Juli nicht mehr so stark gewesen ist. Der deutliche Aufschwung des Dollars folgt auf die aggressive Ernennungspolitik Trumps und die Beibehaltung der Kontrolle über das Repräsentantenhaus durch die Republikaner (ein Dreifachsieg für Trump). Die wirtschaftliche Dynamik hatte sich bereits wieder zu Gunsten der USA verschoben, was zu einer weiteren aggressiven Neubewertung des Zinssenkungszyklus der Fed führte. Dies wirkte sich sowohl über zollpolitische als auch über fiskal- und geldpolitische Maßnahmen positiv auf den Dollar aus. Auch wenn die Erwartungen hinsichtlich der Maßnahmen von Trump und eines fortgesetzten Wachstums der US-Wirtschaft im Jahr 2025 die saisonbedingte Schwäche des US-Dollars bis zum Jahresende überdecken dürften, bleiben große Unsicherheiten bestehen. Der wichtigste Punkt hier ist, dass es jetzt auf das Ausmaß und die Geschwindigkeit des Politikwechsels ankommt.

EUR: Eine lange Liste von Extremrisiken. Die pessimistische Stimmung hinsichtlich des Euro scheint nicht verschwinden zu wollen: Die Währung hat gegenüber dem US-Dollar die wichtige Marke von 1,06 USD deutlich nach unten durchbrochen. Das Währungspaar EUR/USD bewegt sich in der Nähe eines 1-Jahres-Tiefs und Händler schätzen derzeit das verbleibende Abwärtspotenzial ab. Die Gemeinschaftswährung hat seit Ende September, als die Märkte mit der aggressiven Einpreisung einer Präsidentschaft von Trump begannen, beinahe 6 % an Wert eingebüßt. In der Folge wurde das Währungspaar EUR/USD im Jahresvergleich in den negativen Bereich gedrückt. Wenn sich dieser Trend bis Ende Dezember fortsetzt, wäre dies das fünfte Jahr in den letzten sieben Jahren, in dem der Euro gegenüber dem US-Dollar an Wert verliert. Während weniger als zwei Monate im Jahr verbleiben, werden Devisenhändler Saisonalitätseffekte, die Zusammensetzung von Trumps Regierung und das Ergebnis der Vertrauensabstimmung in Deutschland heranziehen, um die Wahrscheinlichkeit einer Parität des Währungspaars EUR/USD abzuschätzen.

Dollar

GBP: Realitätscheck, da sich die Falltür öffnet. Das Pfund ist auf dem Weg zur schlimmsten Woche seit 2014 im Vergleich zum US-Dollar. Das Währungspaar GBP/USD schwächelt seit sieben Wochen und hat insgesamt mehr als 5 % verloren. Diese Woche war jedoch die bisher schlimmste Woche des Jahres. Seitdem das Währungspaar den wichtigen langfristigen gleitenden Durchschnitt bei 1,28 USD nach unten durchbrochen hat, setzte sich der Rückgang auf einen Wert unterhalb der Marke von 1,27 USD fort. Ein gleitender 100-Wochen-Durchschnittswert bei 1,26 USD stellt jetzt das nächste Abwärtsziel dar. Auch wenn der RSI-Wert einen Überverkauf signalisiert und der Zins-Rendite-Spread auf eine Unterbewertung hinweist, dürfte sich das Pfund gegenüber dem Dollar nur schwer erholen. Dazu kommt, dass das Pfund Sterling stärker auf die Veröffentlichung von US-Wirtschaftsdaten als auf die Veröffentlichung britischer Wirtschaftsdaten reagiert und die USA weitere eine außergewöhnliche Stellung hinsichtlich ihrer Wirtschaft einnehmen. Die Geldpolitik der BoE und die Frage, ob sie ihren aggressiven Ansatz weiter verfolgt, stellen nach wie vor ein Risiko für das Pfund dar. Hinsichtlich anderer Währungen klammert sich das Pfund gegenüber dem Euro nach einem 2-Jahres-Hoch von 1,21 EUR in dieser Woche an die Marke von 1,20 EUR. Die Zinsunterschiede begünstigen das Pfund Sterling und die Spreads britischer und deutscher Renditen liegen auf Mehrjahreshochs. Allerdings ist das Vereinigte Königreich angesichts seines Handelsdefizits gegenüber den USA direkten Zollrisiken weniger ausgesetzt als die Eurozone. Dies dürfte dem Währungspaar GBP/EUR einen positiven Rückenwind für das Jahr 2025 verschaffen.

CHF: Die Wege gehen auseinander. Der Franken hat gegenüber dem US-Dollar seit Ende September um beinahe 6 % nachgegeben und leidet unter den Folgen des beschleunigten Trump-Tradings. Das Währungspaar USD/CHF hat zum ersten Mal seit Juli den gleitenden 200-Tage-Durchschnitt durchbrochen, stieß jedoch beim 100-Wochen-Durchschnittswert von 0,89 auf Widerstand. Trotz der Bewegung in den Überkaufbereich ist angesichts der von Optimismus geprägten Dynamik des USD eine weitere Aufwärtsentwicklung bis zum Jahresende vorstellbar. Dies gilt insbesondere angesichts der zunehmenden Zinsunterschiede, da die Märkte von drei weiteren Zinssenkungen durch die SNB bis zum nächsten Sommer ausgehen. Unterdessen steckt das Währungspaar EUR/CHF bei ungefähr 0,9370 fest. Da die EZB im nächsten Jahr ihre Geldpolitik im Vergleich zur SNB voraussichtlich jedoch stärker lockern wird, was eine Verringerung der Zinsdifferenzen beim Währungspaar EUR/CHF bedeutet, scheint der Weg des geringsten Widerstands für dieses Paar nach unten zu führen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Entwicklungen wird der Franken gegenüber dem Euro Stärke zeigen, während die Schwäche gegenüber dem US-Dollar den Aufwärtstrend des handelsabhängigen CHF begrenzen und eine relevante Intervention durch die SNB auf dem Devisenmarkt wahrscheinlich ausschließen wird.

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