- Mal weniger, mal mehr Handelsspannungen. Die Märkte begrüßten die Nachricht, dass sich Präsident Trump und Präsident Xi auf weitere Gespräche über Zölle und seltene Erden geeinigt haben. Gleichzeitig vermeidet das US-Finanzministerium, China als Währungsmanipulator zu bezeichnen.
- Dasselbe lässt sich allerdings nicht für die Schweiz sagen, die sich nun auf der Devisenüberwachungsliste des US-Finanzministeriums befindet. Dies macht geldpolitische Entscheidungen für die Schweizerische Nationalbank (SNB) schwieriger.
- Schlagabtausch. Ein dramatischer und öffentlicher Streit zwischen Präsident Trump und Tesla-CEO Elon Musk ließ die Tesla-Aktie um 14 % einbrechen. Dies belastete diese Woche die Aktienmärkte im Allgemeinen und reduzierte die Risikobereitschaft weltweit.
- Fokus verlagert sich zu den Makrodaten. Es hat eine gewisse Müdigkeit eingesetzt, was Zölle betrifft, was die wirtschaftlichen Fundamentaldaten der USA wieder in den Mittelpunkt rückt. Die Entdollarisierung könnte letztlich einen makroökonomischen Auslöser erhalten, da schwächere US-Daten und die Erwartung schnellerer Zinssenkungen durch die Fed die Stabilität des US-Dollars gefährden.
- Geldpolitik. Unterdessen könnten Anzeichen dafür, dass sich andere Zentralbanken dem Ende ihrer geldpolitischen Lockerungszyklen nähern, den US-Dollar zusätzlich unter Druck setzen. Die BoC hat die Zinsen unverändert gelassen und die EZB hat den Zinssatz auf 2 % gesenkt, dabei jedoch signalisiert, dass dieser Zinssatz zur Bewältigung der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten angemessen ist.
- FX-Fokus. Das Währungspaar EUR/USD erreichte ein 6-Wochen-Hoch in der Nähe von 1,15 USD. Wie beim Anstieg des Währungspaars GBP/USD auf eine Marke oberhalb von 1,36 USD (dem 3-Jahres-Hoch), ließ die positive Dynamik jedoch nach und beide Währungspaare kehrten von ihren Höchstständen zurück.
- Da die Marktpositionierung bereits eine allgemeine Skepsis gegenüber dem US-Dollar widerspiegelt, könnte das Ausmaß weiterer pessimistischer Kursbewegungen kurzfristig begrenzt sein.

Globale Makrodaten
Stagflationssorgen kehren zurück
Maßnahmen der Zentralbanken. Seitens der Bank of Canada (BoC) und der Europäischen Zentralbank (EZB) gab es keine Überraschungen. Die BoC beließ den Zinssatz nach sieben aufeinanderfolgenden Zinssenkungen zum zweiten Mal in Folge bei 2,75 %. Wie schon im Fall der April-Sitzung beherrschen die wirtschaftlichen Unsicherheiten die Diskussion. Die EZB senkte den Leitzins wie erwartet. Lagarde erklärte jedoch, dass sich die geldpolitischen Entscheidungsträger dem Ende des geldpolitischen Zyklus nähern, da der aktuelle Zinssatz als angemessen gilt, um die anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten zu bewältigen.
Gemischte Beschäftigungsdaten. Die ADP-Zahlen zu Einstellungen im privaten Sektor für den Mai beliefen sich auf lediglich 37.000. Dies ist der niedrigste Wert seit März 2023. Die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung stiegen um 8.000 auf 247.000, den höchsten Stand seit Oktober. Der größte Teil des Anstiegs entfiel dabei auf Kentucky (5.500 Anträge). Der gleitende Vier-Wochen-Durchschnitt stieg von 227.000 auf 235.000. Kentucky ist in hohem Maß von der Destilleriebranche abhängig, die sich handelspolitisch bedingten Vergeltungsmaßnahmen gegenübersieht. Dies könnte zu den gemeldeten Entlassungen in der Whiskey-Produktion beitragen. Die Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft für zwei Monate wurden um -95.000 nach unten korrigiert. Die Ist-Zahl für den Mai beträgt jedoch 139.000, höher als erwartet. Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei 4,2 %. Die Erwerbsquote ist jedoch nach wie vor solide.
Stagflation, Inflation. Der ISM-Dienstleistungs-PMI sank auf 49,9 und lag damit unterhalb der erwarteten Marke von 52, während die Zahl der neuen Aufträge von 52,3 im Vormonat auf 46,4 zurückging. Auf der Kostenseite verstärkte sich der Inflationsdruck, da der Index der gezahlten Preise auf 68,7 stieg und damit ein Niveau erreichte, das zuletzt während der Schlussphase der Lieferkettenunterbrechungen nach der Pandemie zu verzeichnen war.
Zölle und Handel. Die Erhöhung der Stahl- und Aluminiumzölle von 25 % auf 50 % trat am 4. Juni in Kraft. Die Märkte haben Bedenken hinsichtlich der US-Politik im Laufe der Woche jedoch weitgehend ausgeblendet. Der Welthandel ist stabil. Das Frachtaufkommen an der Westküste der USA ist jedoch rückläufig. Wesentliche Indikatoren haben sich erholt, liegen jedoch weiterhin unter den jüngsten Höchstständen. Der starke Rückgang bei den US-Importen im April dürfte die Inflation vor Einführung der Zölle korrigieren. Die chinesischen und koreanischen Exporte in die USA gingen jedoch ebenfalls zurück.

FX-Perspektiven
G10-Stärke aufgrund des Rückgangs beim US-Dollar
USD: Abnahme inmitten der Datenflut. Der US-Dollar steht weiterhin unter Verkaufsdruck und musste diese Woche gegenüber Währungen mit hohem Beta wie NZD (-1,2 %) und NOK (-1,1 %) deutliche Verluste hinnehmen. Bei der jüngsten Schwäche des US-Dollars scheint es sich weniger um eine vorübergehende Anpassung der Positionierung als vielmehr um ein klares Signal für eine veränderte makroökonomische Stimmung zu handeln. Die Marktteilnehmer reagieren auf zunehmende Anzeichen dafür, dass die US-Wirtschaft an Dynamik verliert. Dies verstärkt die Erwartung, dass die Fed die Zinsen möglicherweise früher senken muss als von offiziellen Stellen angedeutet, was zu einer weiteren Abwärtsbewegung des US-Dollars führen könnte. Darüber hinaus bleibt die sich entwickelnde US-Finanzlage ein Schlüsselfaktor, was die Zweifel an der Stabilität des US-Dollars und am Abschnitt 899 von Trumps Steuergesetz verstärkt. Diesem Abschnitt zufolge würden die Renditen reduziert, die ausländische Investoren mit US-Assets erzielen können. Dies würde die Kapitalzuflüsse wahrscheinlich reduzieren, da ausländische Anleger weiter von US-Assets weggetrieben würden. Da die Marktpositionierung bereits eine allgemeine Skepsis gegenüber dem US-Dollar widerspiegelt, könnte das Ausmaß weiterer pessimistischer Kursbewegungen jedoch sein.
EUR: Aggressive Geldpolitik stärkt den Euro. Der Euro schwankte zu Beginn der Woche um die Marke 1,14 USD, bevor er aufgrund der aggressiven Haltung Lagardes an Dynamik gewann, die vom Ende des Zinssenkungszyklus sprach. Da die Zinssenkung der EZB und der schwache Verbraucherpreisindex der Eurozone von den Märkten weitgehend eingepreist wurden, hatte dies keine signifikanten negativen Auswirkungen auf den Euro. Stattdessen verstärkten enttäuschende US-Daten, insbesondere zukunftsweisende Indikatoren wie Einkaufsmanagerindizes, die durch die Handelsspannungen hervorgerufenen Unsicherheiten. Dies unterstützte die Kursgewinne des Euro, der weiterhin sehr empfindlich auf Entwicklungen beim US-Handel reagiert. Angesichts der bevorstehenden wichtigen handelspolitischen Termine wird die Entwicklung des Euro weiterhin weitgehend vom Handel bestimmt sein. Jede positive Handelsnachricht zugunsten der USA könnte einen Abwärtsdruck auf die Gemeinschaftswährung ausüben.

GBP: Vorübergehender Anstieg auf ein 40-Monats-Hoch. Das Pfund erreichte kurzzeitig den höchsten Stand seit Februar 2022 und durchbrach schließlich die Widerstandsbarriere bei 1,36 USD. Das Währungspaar lag nach dem Brexit nur 14 % der Zeit oberhalb dieser Marke. Auslöser dieser Entwicklung waren zwar die schwachen US-Daten, die jüngsten Daten aus dem Vereinigten Königreich übertrafen jedoch durchweg die Erwartungen. Dies trug zum Anstieg des Währungspaars GBP/USD um mehr als 8 % seit Jahresbeginn bei, da das Währungspaar dem wirtschaftlichen Überraschungsdifferenzial zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA genau folgt. Der Korrelationskoeffizient für sechs Monate nähert sich dem höchsten Stand seit einem Jahrzehnt und spiegelt eher starke britische als schwache US-Daten wider. Daher könnte jede Verschlechterung der britischen Fundamentaldaten oder eine starke Erholung der US-Daten das Aufwärtspotenzial des Pfunds dämpfen, wobei sich die Marke von 1,36 USD als eine Schwelle erweist, oberhalb der sich das Währungspaar nur schwer halten kann. Tatsächlich löste eine erneut aufkommende Risikoaversion eine scharfe Kursänderung zurück in Richtung auf die Marke von 1,35 USD für das Währungspaar aus. Da sich das Pfund Sterling über den Relative Strength Index für 14 Tage dem überkauften Bereich nähert, könnte das Aufwärtspotenzial kurzfristig begrenzt sein. Den Preisentwicklungen auf den Optionsmärkten folgend reduzierten Händler zudem ihre Erwartungen hinsichtlich weiterer Kursgewinne beim britischen Pfund. Am Dienstag werden wichtige Zahlen zum britischen Arbeitsmarkt veröffentlicht. Sie werden aufmerksam beobachtet werden, um Anzeichen für einen nachlassenden Lohndruck zu erkennen, was die Erwartungen hinsichtlich Zinssätzen und damit das Pfund beeinflussen könnte.
CHF: Risikostimmung und Geldpolitik. Nach vier monatlichen Gewinnen in Folge startete der Schweizer Franken im Juni gegenüber dem US-Dollar noch stärker, wobei das Währungspaar USD/CHF diese Woche unter 0,82 fiel. Die anhaltenden globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten und der Trend zur Entdollarisierung haben traditionellen Safe-Haven-Währungen in diesem Jahr Auftrieb gegeben, wobei der Franken gegenüber dem US-Dollar um beinahe 10 % gestiegen ist. Dennoch stellt ein starker Franken, wie wir bereits mehrfach angemerkt haben, ein Problem für die Schweizerische Nationalbank (SNB) dar, da dies die Kosten für importierte Waren senkt und die Gesamtinflation zurück in den negativen Bereich treibt. Daher preisen die Märkte eine Wahrscheinlichkeit von beinahe 50 % für eine massive Zinssenkung später in diesem Monat ein. Eine Rückkehr zu negativen Zinssätzen bis zum Jahresende wird immer wahrscheinlicher. Das stärker als erwartet ausgefallene BIP-Wachstum macht die Lage jedoch komplizierter, was die Dringlichkeit einer aggressiven geldpolitischen Lockerung seitens der SNB möglicherweise reduziert. Wenn sich das robuste Wachstum fortsetzt, könnte dies den Franken weiterhin unterstützen. Dies gilt insbesondere, da die globalen Unsicherheiten die Safe-Haven-Nachfrage fördern. Wenn der Trend zur Entdollarisierung anhält und die Risikobereitschaft fragil bleibt, könnte die Safe-Haven-Attraktivität des Franken potenziell von der SNB ausgelöste Abwärtsrisiken sogar ausgleichen.