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Anleger setzen alles auf Europa

Die Unsicherheit auf den US-Märkten nimmt zu, da Präsident Trump die Einführung von Zöllen auf Importe aus Kanada und Mexiko verschiebt und damit den Nasdaq zu einer Korrektur zwingt. Der US-Dollar wird aufgrund der Sorgen hinsichtlich des US-Wachstums und gemäßigter Vorhersagen der Fed schwächer. Europa schneidet dank der robusten fiskal- und geldpolitischen Unterstützung besser ab…

Unsicherheiten hinsichtlich Zöllen belasten die Märkte. Präsident Trump hat die Einführung von Zöllen auf Importe aus Kanada und Mexiko um einen weiteren Monat verschoben, was die Unsicherheit auf den Märkten verstärkt. Der Nasdaq ist in eine Korrekturphase eingetreten und verzeichnet ein Minus von 10 %, während der US-Dollar den Abwärtstrend fortsetzt.

Der US-Dollar wird schwächer. Die Attraktivität des US-Dollars als Safe-Haven-Währung ist weiter ungebrochen. Das Vertrauen nimmt jedoch aufgrund der unberechenbaren Politik von Trump, des schwächeren US-Wachstums und der gemäßigten Vorhersagen der Fed ab. Gleichzeitig liegen die Renditen in den USA unter den Renditen anderer G10-Länder.

Handelsdefizit der USA. Das Handelsdefizit der USA erreichte im Januar einen Rekordwert, da die Zahl der Importe im Vorfeld der erwarteten Zölle um 10 % stieg. Der Stellenabbau stieg aufgrund der DOGE-bedingten Entlassungen auf den höchsten Stand seit 2020. Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung blieben jedoch hinter den Erwartungen zurück

Die Berliner Mauer fällt. Deutschlands historischer Ausgabenplan in den Bereichen Infrastruktur und Verteidigung verstärkte zusammen mit der Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte die Verlagerung hin zu Europa. Die Rendite deutscher 10-Jahres-Anleihen stieg diese Woche um 42 Basispunkte, während der Euro gegenüber dem Dollar um 4 % zulegen konnte – eine seiner bisher stärksten Bewegungen.

Es bleiben Risiken. Anleger sind nach wie vor aufgrund möglicher US-Zölle auf Importe aus Europa nervös. Dies könnte die EZB zu einer Fortsetzung ihrer geldpolitischen Lockerung veranlassen. Ein Szenario ohne Zölle und eine expansive Haushaltspolitik würden eine Pause bei den Zinssenkungen eher rechtfertigen.

Stärkeres Pfund. Die Anleiherenditen stiegen sprunghaft, da die Märkte einen größeren haushaltspolitischen Wandel einpreisten, was die Renditen britischer 10-jähriger Staatsanleihen auf ein Ein-Monats-Hoch trieb. Die Ausweitung der Spanne zwischen britischen und US-amerikanischen 10-jährigen Anleihen erreichte ein 18-Monats-Hoch und löste eine Rallye des Pfunds im Vergleich zum schwächelnden US-Dollar aus.

Chart: Bund yield stage a day for the history books.

Global Makrodaten:
Jahrzehnte in einer Woche

Verwirrung. Zölle ja, Zölle nein, so heißt das Spiel. US-Präsident Donald Trump hat eine weitere Kehrtwende bei den Zöllen vollzogen und die Erhebung von Zöllen auf zahlreiche Importe aus Kanada und Mexiko um einen weiteren Monat verschoben. Dies ist bereits der zweite einmonatige Aufschub, den Trump für seine eigenen Zölle gewährt hat. Die entsprechenden Unsicherheiten fordern weiterhin ihren Tribut auf den Finanzmärkten. Beispielsweise ist der technologielastige Nasdaq-Index seit dem jüngsten Hoch um 10 % gefallen, was als Marktkorrektur zu werten ist, während der US-Dollar auf seine schlechteste Woche seit mehr als zwei Jahren zusteuert. Insgesamt herrscht eine risikoscheue Stimmung, wobei Europa aufgrund der von der Trump-Regierung ausgehenden Unsicherheit die USA übertrifft.

Historisch. Darauf haben europäische Anleger sehnsüchtig gewartet. Die voraussichtlich nächste Koalition aus CDU und SPD in Deutschland bereitet eine umfangreiche Haushaltsexpansion vor, die das Haushaltsdefizit im Laufe des nächsten Jahrzehnts möglicherweise auf 4 % des BIP ausweiten könnte. Die Einzelheiten des Plans sind noch unklar und die Risiken für seine Umsetzung hoch. Er zielt jedoch darauf ab, die Verteidigungsfähigkeit zu stärken, die wirtschaftliche Erholung voranzutreiben und Deutschlands rückständige Infrastruktur umzugestalten. Potenziell könnten in den nächsten zehn Jahren ungefähr 500 Milliarden EUR für Investitionen zur Verfügung stehen.

Doppelter Stimulus. Europäische und chinesische Aktien haben in dieser Woche besser abgeschnitten als US-Aktien. Dies weist auf die Entstehung einer neuen makroökonomischen Entwicklung hin – einer Entwicklung, die Assets in Ländern begünstigt, die sowohl von fiskalischen als auch von monetären Stimuli profitieren. Das Vorhaben Deutschlands, massiv in den Verteidigungs- und Infrastrukturbereich zu investieren, sowie die gestrige Senkung des Leitzinses durch die EZB um 25 Basispunkte auf 2,5 % unterstreichen diesen Wandel. Die Rendite deutscher 10-Jahres-Anleihen ist diese Woche um historische 42 Basispunkte gestiegen und der Anstieg des Euros gegenüber dem US-Dollar um 4 % gehört zu den stärksten Zuwächsen aller Zeiten. Im Anschluss an die Pressekonferenz der EZB mit leicht aggressiven Äußerungen, während der die geldpolitischen Entscheidungsträger über die Notwendigkeit weiterer Lockerungen sprachen, gaben beide Assets jedoch leicht nach.

Chart: Real rates are euro supportive now.

Die nächste Woche
Wird ein Anstieg der Inflation die Märkte erschüttern?

Den globalen Märkten steht eine weitere volatile Woche bevor, während Anleger die Inflationstrends, die Geldpolitik der Notenbanken und wichtige makroökonomische Daten bewerten. Das Zusammenspiel zwischen einem verlangsamten Wachstum, der anhaltenden Inflation und den Maßnahmen der Zentralbanken bleibt das beherrschende Thema und prägt die Erwartungen hinsichtlich Zinssätzen und Asset-Preisen. Angesichts der in diese Woche veröffentlichten wichtigen Inflationszahlen aus den USA, einer Zinsentscheidung der Bank of Canada und neuen Wachstumsdaten aus dem Vereinigten Königreich und Deutschland könnte diese Woche mehr Klarheit hinsichtlich der Richtung der globalen Geldpolitik und der wirtschaftlichen Resilienz bringen.

US JOLTS. Die Zahlen für den US-Arbeitsmarkt stellen nach wie vor einen entscheidenden Schwerpunkt für die Fed dar. Im Januar wurden 7,6 Millionen offene Stellen gemeldet, was leicht unter der Konsensprognose liegt. Die Zahl der offenen Stellen ist weiter hoch. Ein weiterer Rückgang könnte jedoch auf eine Abkühlung des Arbeitsmarkts hindeuten und die Erwartungen hinsichtlich zukünftiger Zinssenkungen durch die Fed verstärken.

US-Inflationsdaten. Die Inflation bleibt der wichtigste Makrofaktor für die Märkte. Die Kerninflation für den Februar dürfte von 3,1 % auf 3,3 % steigen, was die Lage für die geldpolitischen Entscheidungsträger der Fed komplizierter macht.

Zinsentscheidung der Bank of Canada. Die BoC wird den Leitzins voraussichtlich um 25 Basispunkte auf 2,75 % senken. Anleger werden die Erklärung zur Zinsentscheidung aufmerksam lesen, da aggressive oder gemäßigte Aussagen die Märkte stärker als die Zinssenkung selbst bewegen können.

Chart: Pound pierces through key moving averages.

FX-Perspektiven
Anleger wenden sich vom Dollar ab

USD: Schlimmste Woche in seit mehr als zwei Jahren. Der US-Dollar hat im März bisher gegenüber 88 % der Währungen weltweit an Wert verloren. Er ist auf dem Weg zur schlechtesten Woche seit November 2022 und hat gegenüber einer Reihe wichtiger Währungen um beinahe 4 % verloren, da Anleger den Fokus von den inflationären Auswirkungen von Zöllen auf die Wachstumsrisiken für die USA verlagern. Die Makrodaten waren diese Woche gemischt. Insgesamt haben die Wetten auf eine Lockerung der Geldpolitik durch die Fed jedoch zugenommen. In der Folge lagen die US-Renditen weiterhin in der Nähe eines 6-Monats-Tiefs. Der renditegetriebene Optimismus hinsichtlich des US-Dollars schwächt sich daher weiter ab. Die Zinsdifferenzen zur Eurozone haben den niedrigsten Stand seit sechs Monaten erreicht, was zum Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar um 4 % beiträgt. Der Status des US-Dollars als Safe-Haven- und Reservewährung wird nicht über Nacht verschwinden. Die weltweite Abkehr vom US-Dollar in dieser Woche kam jedoch einer Offenbarung gleich. Die Beschleunigung dieser Entwicklung ist vor allem auf die unberechenbare Politik von Trump zurückzuführen, die das Vertrauen in den US-Dollar untergräbt. Doch auch die zunehmenden Risiken für eine Stagflation machen den Vorteil des US-Dollars zunichte, der auf einem hohen Wirtschaftswachstum beruht. Wir sind der Ansicht, dass die jüngste Bewegung auf sehr kurze Sicht zu weit gehen könnte, da sich der US-Dollar-Index derzeit im überverkauften Bereich befindet. Allerdings haben wir den höchsten Stand des US-Dollars in diesem Jahr wahrscheinlich bereits gesehen.

EUR: Atemberaubender Anstieg nach haushaltspolitischer Unterstützung. Der Euro ist in dieser Woche gegenüber dem US-Dollar um mehr als 4 % gestiegen und verzeichnete damit den größten Anstieg über 4 Tage seit einem Jahrzehnt. Das Währungspaar EUR/USD hat zum ersten Mal seit dem 11. November den gleitenden 200-Tage-Durchschnitt nach oben durchbrochen und den höchsten Stand (1,0853 USD) seit vier Monaten erreicht. Den Auslöser der Aufwärtsbewegung bildete ursprünglich die Abwicklung von Trump-Trades, da Anleger jetzt die Risiken für das US-Wirtschaftswachstum im Blick haben. Der Euro erhielt weiteren Auftrieb, als Deutschland und die EU massive Stimulusprogramme in Form von Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben vorstellten. Dies ließ die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen steil ansteigen. Die Differenz zwischen den deutschen und US-amerikanischen Realzinsen stieg auf den höchsten Wert seit September, wozu auch die nachlassenden Wetten hinsichtlich einer geldpolitischen Lockerung seitens der EZB beitrugen. Im Devisenoptionsbereich sind Händler so überzeugt wie seit fünf Jahren nicht mehr, dass dem Euro weitere Kursgewinne bevorstehen. Einige Hedgefonds wetten sogar auf einen weiteren Anstieg um 10 %, was der Entwicklung des Währungspaars EUR/USD während der ersten Amtszeit von Trump entsprechen würde. Wir warnen jedoch davor, zu früh zu optimistisch zu werden. Über die europäischen Haushaltspläne muss noch abgestimmt werden und der Zollkrieg hat gerade erst begonnen.

GBP: Zwei Geschichten. Das Pfund Sterling profitierte in dieser Woche von der Schwäche des US-Dollars und stieg um 2,5 % auf einen Wert oberhalb der Marke von 1,29 USD. Damit liegt es mehr als einen Cent über dem 5-Jahres-Durchschnitt. Das Währungspaar hat wichtige Widerstandsniveaus nach oben durchbrochen, z. B. die eng beobachteten gleitenden Durchschnitte über 200 Tage und 200 Wochen. Dies ist ein optimistisches Signal. Darüber hinaus hat die Zahl der kurzfristigen Risikoumkehrungen auf den Devisenoptionsmärkten, die auf eine weitere Stärkung des Pfund Sterling setzen, den höchsten Stand seit ungefähr fünf Jahren erreicht. Das Währungspaar GBP/USD ist in den überkauften Bereich eingetreten, was auf eine bevorstehende Korrektur hindeutet. Die implizite Wahrscheinlichkeit für das Erreichen der Marke von 1,30 USD noch vor Monatsende ist jedoch von nur 14 % vor einer Woche auf über 60 % gestiegen. Aufgrund der massiven Ausgabenpläne Deutschlands ist das Pfund Sterling in dieser Woche gegenüber dem Euro um 2 % gefallen und damit auf dem Weg zum größten Wochenverlust seit zwei Jahren. Die Abwärtsdynamik des Währungspaars GBP/EUR könnte bei Erreichen des gleitenden 50-Wochen-Durchschnittswerts nachlassen, der seit mehr als einem Jahr eine kritische Unterstützung darstellt und derzeit bei 1,1878 EUR liegt.

CHF: Noch zwei Geschichten. Der Schweizer Franken sah sich in dieser Woche aufgrund von Änderungen bei Geldpolitik, Risikoneigung und Zinsdifferenzen sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem US-Dollar einer erheblichen Volatilität ausgesetzt. Angesichts der niedrigen Inflation in der Schweiz und der jüngsten gemäßigten Signale nahmen die Spekulationen hinsichtlich einer baldigen Zinssenkung durch die Schweizer Nationalbank zu. Dies setzte den Franken zunächst unter Druck, insbesondere gegenüber dem Euro. Unterdessen leitete die von überraschend aggressiven Aussagen begleitete Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank um 25 Basispunkte eine Erholung der Gemeinschaftswährung ein. Dies führte zu einem Anstieg beim Währungspaar EUR/CHF, da Händler die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik der SNB gegenüber der Eurozone neu bewerteten. Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit hinsichtlich der globalen makroökonomischen Entwicklungen hoch und der Franken profitiert bekanntermaßen von Safe-Haven-Zuflüssen. Allerdings führte die breit angelegte Schwäche des US-Dollars in Verbindung mit der steigenden Risikobereitschaft in Europa, ausgelöst durch die historische Ankündigung deutscher Schuldenemissionen, zu massiven Verkäufen des Schweizer Franken gegenüber dem Euro. Infolgedessen stieg das Währungspaar EUR/CHF auf 0,9640 EUR, bevor es zum gleitenden 50-Tage-Durchschnitt bei 0,9520 EUR zurückkehrte. Gleichzeitig fiel das Währungspaar USD/CHF in dieser Woche um ungefähr 2,5 % und verzeichnete damit seine schlechteste Performance seit Juli.

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