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Vom Optimismus zur Vorsicht: Verschiebung der Kapitalströme nach der Fed-Entscheidung

Die Fed ließ die Zinsen unverändert. Rallye nach der Fed-Entscheidung war nur von kurzer Dauer. Präsidentin Lagarde warnte. Die Bank of England ließ den Zinssatz bei 4,5 %. Die Nachfrage nach dem US-Dollar nahm wieder zu. Politische Unsicherheit in Deutschland.

Die Fed ließ die Zinsen unverändert und blieb bei ihrer Prognose von zwei Zinssenkungen im Jahr 2025, was dem Optimismus Auftrieb gab. Der S&P 500 machte einen Sprung und verzeichnete den besten Fed-Entscheidungstag seit Mitte 2022. Gleichzeitig verstärkte die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine die optimistische Stimmung.

Die Rallye nach der Fed-Entscheidung war jedoch nur von kurzer Dauer, da US-Aktien wieder ins Minus fielen. Handelsspannungen und Sorgen hinsichtlich des globalen Wachstums führten zu Vorsicht bei den Anlegern, während der Fed-Vorsitzende Powell die Betonung auf eine geduldige und flexible Einstellung legte.

Die EZB-Präsidentin Lagarde warnte, dass Vergeltungsmaßnahmen der EU gegen US-Zölle das Wachstum bremsen könnten, spielte Inflationsrisiken jedoch herunter. Die Märkte interpretierten dies als Zeichen, dass die EZB die Zinsen nicht erhöhen wird, was den Euro unter Druck setzen würde.

Die Bank of England ließ den Leitzins wie erwartet bei 4,5 %. Das Abstimmungsverhältnis von 8:1 lässt dabei auf eine Verschiebung hin zu einer restriktiveren Haltung schließen. Die geldpolitischen Entscheidungsträger verwiesen auf überwiegend unveränderte inländische Bedingungen, räumten jedoch zunehmende Unsicherheiten im Welthandel ein.

Trotz des anhaltenden allgemeinen Abwärtstrends stieg die Nachfrage nach dem US-Dollar. Dies erfolgte vor dem Hintergrund unsicherer Fed-Entscheidungen und geopolitischer Risiken. Der DXY-Index ist auf dem Weg zum ersten wöchentlichen Anstieg im März, unterstützt durch veränderte Erwartungen an die Fed.

Das Währungspaar EUR/USD erreichte die Marke von 1,0955 USD, den höchsten Stand seit Oktober, bevor es an Dynamik verlor. Die politischen Unsicherheiten in Deutschland und die Auswirkungen von US-Zöllen könnten die Stärke des Euro in den kommenden Monaten auf die Probe stellen.

Chart: Rate cuts to slow as inflation re-emerges.

Globale Makrodaten
Märkte nach der Kehrtwende der Fed

Zunächst positiv …Die Märkte erwachten am Mittwoch zu neuem Leben, als die Federal Reserve (Fed) die Zinsen unverändert ließ und an ihrer Prognose von zwei Zinssenkungen in diesem Jahr festhielt. Gleichzeitig nahm der Optimismus hinsichtlich eines möglichen Waffenstillstands in der Ukraine zu. Die Aktienkurse machten einen Sprung, wobei der S&P 500 den besten Fed-Entscheidungstag seit Juli 2022 verzeichnete.

… und dann Stillstand. Die Euphorie nach der Fed-Entscheidung war jedoch nur von kurzer Dauer, da die US-Aktien am Donnerstag aufgrund neuerlicher Handelsunsicherheiten und anhaltender Sorgen hinsichtlich des globalen Wachstums wieder ins Minus gerieten. Angesichts der anhaltenden politischen und geopolitischen Risiken sind sich die Händler hinsichtlich der Entwicklung der US-Wirtschaft weiter unsicher. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell räumte diese Risiken ein, betonte jedoch, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger geduldig bleiben würden. Außerdem merkte er an, dass die Fed „gut aufgestellt sei, um auf alles zu reagieren, was kommt“.

Zurückhaltung bei der EZB. In einer Rede vor europäischen Parlamentariern am Donnerstag warnte EZB-Präsidentin Lagarde vor einem schwächeren Wachstum, spielte jedoch die Inflationsrisiken herunter, falls die EU Vergeltungsmaßnahmen gegen US-Zölle ergreifen sollte. Die größten Auswirkungen würden im ersten Jahr zu spüren sein, wobei die Folgen für die Produktion länger andauern würden. Allerdings würde der Inflationsdruck mit der Zeit nachlassen, was darauf hindeutet, dass die EZB nicht mit höheren Zinsen reagieren würde. Dies belastete den Euro.

Unveränderter Kurs der BoE. Die Bank of England (BoE) ließ den Leitzins wie erwartet unverändert bei 4,5 %. Angesichts der offensichtlichen Nervosität hinsichtlich der Inflationsentwicklung ist jedoch unklar, was als Nächstes passieren wird. Zu den wichtigsten Aspekten gehörte die Verteilung der Stimmen. Das Ergebnis von 8:1 deutet darauf hin, dass sich die Dynamik in eine aggressivere Richtung verschoben hat. Die allgemeine Botschaft der BoE lautete, dass es seit der Sitzung im Februar kaum Entwicklungen in der Binnenwirtschaft gegeben habe, die Unsicherheit hinsichtlich der globalen Handelspolitik jedoch zugenommen habe.

Chart: Macro risks are rising again, could boost dollar later.

FX-Perspektiven
Optimistische Stimmung lässt nach

USD: Stärker nach der Fed-Entscheidung. Der US-Dollar befindet sich weiter in einem Abwärtstrend und hat seit dem Höchststand im Januar beinahe 6 % verloren. Die Kombination aus Unsicherheiten hinsichtlich der Fed-Entscheidungen und geopolitischen Risiken sorgt jedoch weiterhin für eine gewisse Nachfrage. Der DXY ist in der Tat für den ersten wöchentlichen Anstieg in diesem Monat positioniert. Der US-Dollar erlebte vor der Entscheidung der Fed aufgrund aggressiver Wetten eine Rallye. Nach der Entscheidung sah er sich jedoch Korrekturen ausgesetzt, da sich die Märkte auf die gemäßigten Tendenzen bei bilanzpolitischen Entscheidungen konzentrierten, statt auf die aggressivere Entwicklung beim Dot-Plot. Die Renditen von US-Staatsanleihen gingen zurück. Dabei fielen die Renditen zweijähriger Anleihen unter 4 %, da Händler den zukünftigen Kurs der Fed neu bewerteten. Auch die Zuversicht des Fed-Vorsitzendem Powell, eine schwere Rezession oder anhaltende Inflation vermeiden zu können, begünstigte risikoreichere Anlagen. Allerdings lässt die nachlassende Rotation von US-Aktien zu europäischen Aktien kurzfristig eine Stabilisierung des US-Dollars erwarten. Mit in der Zukunft veröffentlichten Daten verbundene Risiken, darunter die Zahlen zur Beschäftigung und die PCE-Kernzahlen, könnten die Einpreisung von Fed-Entscheidungen in Frage stellen. Um die Erholung des US-Dollars aufrechtzuerhalten, ist eine Stabilisierung der Makrostimmung erforderlich. Die Einführung allgemeiner US-Zölle am 2. April könnte der Katalysator sein, der dem Greenback im zweiten Quartal eine neue Dynamik verleiht.

EUR: Ist der Höhepunkt des Optimismus erreicht? Der Euro stieg gegenüber dem USD auf 1,0955 USD und erreichte damit den höchsten Stand seit Oktober. Allerdings ließ die Dynamik nach und das Währungspaar kehrte über den 14-Tage-RSI in die neutrale Zone zurück. Die gemeinsame Währung konnte trotz der Hoffnungen auf ein Friedensabkommen für die Ukraine und der Zustimmung des Deutschen Bundestages zur Verfassungsänderung hinsichtlich der sogenannten „Schuldenbremse“ nicht überzeugen. Die positiven Auswirkungen der Ausgabenreformen scheinen vollständig eingepreist zu sein und der Optimismus aufgrund der haushaltspolitischen Maßnahmen nähert sich dem Höhepunkt. Darüber hinaus könnten die verzögerte Regierungsbildung in Deutschland und die schwierigen Koalitionsgespräche die Aussichten belasten. Das deutsche Haushaltspaket dürfte den Druck auf die EZB verringern, die Wirtschaft der Eurozone zu stützen, da Zinsunterschiede auch der Gemeinschaftswährung zugutekommen sollten. Das zweite Quartal könnte jedoch den europäischen Optimismus auf den Boden der Tatsachen zurückholen, insbesondere angesichts der bevorstehenden US-Zölle, die die Dynamik des Euro möglicherweise dämpfen. Das Währungspaar EUR/USD liegt seit Jahresbeginn weiter um beinahe 5 % oberhalb des gleitenden durchschnittlichen 200-Tage-Unterstützungswerts in der Nähe von 1,07 USD. Doch die Schwierigkeiten, die Marke von 1,10 USD zu überschreiten, lassen darauf schließen, dass in den nächsten Wochen ein Test des Abwärtsziels bevorstehen könnte.

Chart: Dollar deflation in line with fundamentals.

GBP: Keine größeren Auswirkungen durch die BoE-Entscheidung. Das Pfund zog sich diese Woche gegenüber dem US-Dollar aus dem überkauften Bereich zurück, nachdem es kurzzeitig über die Marke von 1,30 USD geklettert war, sich dort jedoch weder halten noch weiter steigen konnte. Das Währungspaar GBP/USD sieht sich dem ersten wöchentlichen Verlust seit drei Wochen gegenüber, liegt jedoch seit Monatsbeginn immer noch um beinahe 3 % höher und ungefähr 7 % über dem Tiefststand von 2025 bei 1,21 USD. Das 8:1-Votum der BoE, die Zinsen unverändert zu lassen, änderte die Erwartungen an geldpolitische Entscheidungen kaum, da Händler den externen Unsicherheiten eine größere Aufmerksamkeit widmeten und die globale Risikoaversion die Attraktivität des risikoempfindlichen Pfunds beeinträchtigte. Bei einer günstigen Entwicklung könnte die Marke von 1,35 USD auf lange Sicht ein wichtiges Aufwärtsziel darstellen. Dazu müssten sich die globale Risikostimmung verbessern und die Wirtschaftsaussichten für die USA weiter verschlechtern. Gleichzeitig müssten die UK-US-Renditespannen zunehmen. Mittlerweile liegt das Währungspaar GBP/EUR bereits wieder deutlich oberhalb der Marke von 1,19 EUR, wobei der gleitende 50-Wochen-Durchschnitt (1,1888 EUR) eine angemessene Unterstützung bietet. Der Carry-Vorteil des Pfund Sterling aufgrund der höheren Renditen im Vereinigten Königreich stellt weiter einen konstruktiven Faktor für das Währungspaar dar, da die Zinssätze im Vereinigten Königreich voraussichtlich weiter näher bei 4 % liegen werden, während die Zinssätze in der Eurozone bis zum Jahresende voraussichtlich bei etwa 2 % liegen werden. Allerdings dürften sich die geringer werdenden Unterschiede bei Wachstum und Realzinsen mittelfristig positiv auf den Euro auswirken, sodass dieser potenziell ein Niveau oberhalb der bisherigen Höchststände im Jahr 2025 erreichen könnte.

CHF: Lockerung aufgrund von Abwärtsrisiken für die Inflation. Das Währungspaar EUR/CHF hielt sich in diesem Quartal überwiegend in einem Bereich von 0,93 bis 0,95 auf und stieg erst nach den Nachrichten über den historischen Plan Deutschlands, die Staatsausgaben zu erhöhen. Allerdings ließ die Aufwärtsdynamik nach, nachdem in der Vorwoche ein 8-Monats-Hoch erreicht worden war. Der Schweizer Franken hat in diesem Monat gegenüber dem Euro übergroße wöchentliche Bewegungen erlebt. Daher war das Währungspaar vor der Zinsentscheidung der SNB in dieser Woche instabil. Der Franken gab einige der jüngsten Gewinne gegenüber den meisten wichtigen Währungen wieder ab, nachdem die SNB die Zinsen auf das niedrigste Niveau seit mehr als 2 Jahren senkte und zunehmende Abwärtsrisiken für die Inflation anführte. Derzeit stehen die Zinsdifferenzen im Mittelpunkt. Angesichts des aggressiveren Lockerungszyklus der SNB und der optimistischen haushaltspolitischen Entscheidungen in Europa zeigt der Weg des geringsten Widerstands für das Währungspaar EUR/CHF aus unserer Sicht weiter nach oben. Optionshändler sehen dies ähnlich, worauf einjährige Risikoumkehrungen hinweisen. Damit sehen sie den Franken so wenig optimistisch wie seit beinahe acht Monaten nicht mehr. Mit 0,9774 sind bis zu den Juli-Hochs keine starken technischen Widerstände vorhanden, während der gleitende 200-Wochen-Durchschnitt, der seit vier Jahren nicht mehr getestet wurde, derzeit bei 0,9894 liegt.

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