Die globalen Märkte haben sich in der letzten Woche weitgehend konsolidiert. Diese Entwicklung fand vor dem Hintergrund erhöhter geopolitischer Spannungen und Inflationszahlen statt, die Sorgen hinsichtlich eines neuerlichen Preisdrucks auslösten.
US-Aktien erholten sich nach dem jüngsten Rückgang größtenteils, während die Preise für zahlreiche Rohstoffe aufgrund geopolitischer Sorgen stiegen. Der sichere Hafen Gold verzeichnete seine beste Woche seit März 2023. während Bitcoin sich der Marke von 100.000 USD näherte.
Die Geopolitik rückte erneut in den Vordergrund, nachdem auf die Aktualisierung der russischen Nukleardoktrin ein Raketenangriff der Ukraine auf russisches Territorium folgte. Russland hat angedeutet, dass Russland auf den Einsatz westlicher nichtnuklearer Raketen durch die Ukraine mit Nuklearwaffen antworten könnte.
Die Inflationszahlen aus dem Vereinigten Königreich und aus Kanada lagen über den Erwartungen und weckten die Sorge vor einem erneuten Aufflammen der Inflation auf globaler Ebene. Diese Entwicklung könnte durch die Handelspolitik des designierten Präsidenten Donald Trump weiter gefördert werden. Der kanadische Dollar erlebte mit diesen Daten eine Rallye, das britische Pfund blieb jedoch unter Druck.
In der nächsten Woche werden die Zahlen zum Konsum und zu den Ausgaben der US-amerikanischen Privathaushalte veröffentlicht – die bevorzugte Inflationskennzahl der Federal Reserve. Außerdem wird die Reserve Bank of New Zealand den Leitzins voraussichtlich um weitere 50 Basispunkte senken.
Globale Makrodaten
Wird die Fed sich von der wieder höheren Inflationsrate beeindrucken lassen?
Zinssatzsenkungen durch die Fed sind eher unwahrscheinlich. Die Finanzmärkte haben ihre Erwartungen hinsichtlich Zinssenkungen durch die Federal Reserve für die letzten zwei Monate des Jahres schnell angepasst. Die Zielmarke des Markts für Ende 2025 stieg von 2,90 % am 1. Oktober auf aktuell 3,90 %, was einem Anstieg um 100 Basispunkte entspricht.
Trump-Trading, aber nicht nur. Das sogenannte „Trump-Trading“ war zwar größtenteils für diese Bewegung verantwortlich, ist jedoch nicht der einzige Faktor. Die US-Daten fielen stärker aus, was sich in den Kommentaren der Fed widerspiegelte. Am 14. November bemerkte der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell: „Die Wirtschaft sendet derzeit keine Signale, dass wir uns mit Zinssenkungen beeilen müssten.“ Er fügte Folgendes hinzu: „Dank der Stärke der Wirtschaft, die wir derzeit beobachten, können wir unsere Entscheidungen sorgfältig überlegen.“
Steigt die Inflation? Die höher als erwartet ausgefallenen Inflationszahlen aus Kanada und dem Vereinigten Königreich in der vergangenen Woche haben die Befürchtung aufkommen lassen, dass die Inflation weltweit zunehmen könnte. Am nächsten Mittwoch werden die Zahlen für den Konsum und die Ausgaben der Privathaushalte in den USA veröffentlicht, die bevorzugte Inflationskennzahl der Fed. Den Prognosen nach wird die Gesamtinflation von 2,1 % im September auf 2,3 % im Oktober steigen. Ein unerwarteter Anstieg dieser Kennzahl könnte Befürchtungen hinsichtlich einer unwillkommenen Rückkehr der Inflation eine weitere Grundlage bieten.
Regionale Ausblicke: USA, Vereinigtes Königreich, Eurozone
Unterschiede bei Makrodaten nehmen zu
USA: Langsam, aber stetig. Hinsichtlich der Makrodaten blieb es in den USA in dieser Woche ruhig. Wir konnten jedoch einen unerwarteten Rückgang bei den Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung feststellen. Die Zahl der Anschlussanträge stieg jedoch auf ein 3-Jahres-Hoch. Sowohl der Leitindex als auch der Wirtschaftsausblick der Philadelphia Fed enttäuschten. Ein auf den regionalen Indizes der Fed basierender Rezessionsindikator sinkt jedoch weiter, was eine weiche oder gar keine Landung wahrscheinlicher werden lässt und die Wetten auf eine Lockerung der Geldpolitik durch die Fed in Grenzen hält. Angesichts der aktuell steigenden geopolitischen Risiken dürfte der Widerstand gegen einen erneuten Aufwärtstrend beim US-Dollar nachlassen.
Vereinigtes Königreich: Ein gemischtes Bild. Der jährliche Gesamt-VPI stieg im Oktober auf 2,3 % (im Vergleich zu 2,2 % und 1,7 % im September), was auf die steigenden Strom- und Gaspreise zurückzuführen ist. Dies stellte gleichzeitig den stärksten monatlichen Anstieg der Gesamtinflation seit Oktober 2022 dar. Die Kerninflation stieg dabei stärker als erwartet auf 3,3 %, während die Inflation im Dienstleistungssektor leicht auf 5 % zurückging. Diese Werte bewegen sich jedoch noch innerhalb der Prognosen der BoE. Eine Zinssenkung durch die BoE im Dezember ist unwahrscheinlich und die nächste, vollständig eingepreiste Zinssenkung um 25 Basispunkte würde im März stattfinden. Die Einzelhandelsumsätze enttäuschten im Oktober und dürften weiter sinken, da die Erholung bei den Verbraucherausgaben ins Stocken gerät. Auch die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) fielen schwächer aus als prognostiziert. In der britischen Wirtschaft kam es aufgrund des nachlassenden Optimismus und der steigenden Kosten zu einem anhaltenden Rückgang der Beschäftigung im privaten Sektor.
Eurozone: PMIs schlagen Alarm. Die Renditen deutscher Anleihen sanken weiter, nachdem die PMI-Werte für den Dienstleistungssektor mit dem niedrigsten Wert seit Februar einen überraschenden Rückgang verzeichneten. Der Gesamtwert liegt etwas unter den Erwartungen. Dabei stiegen die PMI-Werte für den Fertigungssektor zwar leicht, bewegen sich jedoch weiter im kontraktiven Bereich. Auch die PMI-Werte für die Eurozone sanken insgesamt weiter in den kontraktiven Bereich – der PMI-Gesamtwert fiel von 50 auf 48,1, was die Wachstumssorgen für die Eurozone erneut unterstreicht. Daher erhöhten die Geldmärkte ihre Wetten auf Zinssenkungen der EZB und der Euro durchbrach eine wichtige Unterstützungsmarke nach unten und erreichte ein neues 2-Jahres-Tief.
FX-Perspektiven
Verluste des Euro sind Gewinne des US-Dollars
USD: Die Dampflok rollt weiter. Der US-Dollar-Index konnte seine Verluste von Anfang der Woche ausgleichen und nähert sich wieder dem Zwei-Jahres-Hoch der Vorwoche. Der Aufschwung des US-Dollars in den letzten Monaten ist auf die Wiederbelebung des Trump-Tradings und die wahrscheinliche Aufwärtsentwicklung bei den US-Renditen aufgrund der bevorstehenden Änderungen bei der Fiskal- und Geldpolitik zurückzuführen. Der US-Dollar wurde jedoch auch durch die Safe-Haven-Nachfrage angesichts der gestiegenen geopolitischen Risiken gestärkt. Seit 2017 kann in jedem Dezember eine saisonale Schwäche des US-Dollars beobachtet werden, wobei der Rückgang im Durchschnitt 1,5 % beträgt. Dies ist größtenteils auf die Handelsströme während der Feiertage, die saisonale Risikobereitschaft und die Rechnungsabschlüsse zum Jahresende zurückzuführen. Wir sind uns jedoch bewusst, dass die Märkte viele politische Maßnahmen des designierten Präsidenten Donald Trump noch nicht in allen Einzelheiten vollständig verarbeitet haben und Anleger die Nachrichten rund um die geplante Politik aufmerksam verfolgen werden.
EUR: Wichtiges Unterstützungsniveau durchbrochen. Das Währungspaar EUR/USD ist seit der Wiederwahl von Trump um beinahe 4 % und seit Ende September um mehr als 7 % gefallen. Ein wichtiges Unterstützungsniveau, nämlich die Marke von 1,05 USD, wurde durchbrochen und die gleitenden kurzfristigen Durchschnitte liegen unter den langfristigen Durchschnitten. Dieses Muster kündigt weitere Rückgänge an. Das politische Programm von Trump und die in Aussicht gestellten Handelszölle spielen hier eine große Rolle. Die politischen Probleme in Frankreich und Deutschland, der eskalierende Krieg in der Ukraine, die enttäuschende konjunkturelle Lage in der Eurozone und die voraussichtlich gemäßigte Kursanpassung der EZB sind dabei nicht gerade hilfreich. Angesichts der zahlreichen makroökonomischen und politischen Risiken, die sich negativ auf die Attraktivität des Euro auswirken, zahlen Händler weiterhin immer mehr für Put-Optionen, die auf einen niedrigeren Kurs für das Währungspaar EUR/USD setzen, als für Call-Optionen, die auf einen höheren Kurs setzen. Mittlerweile beträgt die zweijährige Zinsdifferenz zwischen Europa und den USA ungefähr 210 Basispunkte. Im Jahr 2018, als der Handelskrieg dominierte, erreichte die Zinsdifferenz jedoch 350 Basispunkte, während das Währungspaar EUR/USD während der ersten Amtszeit von Trump vom Höchststand bis zum Tiefststand um 15 % fiel. Daher sehen wir hier Spielraum für eine weitere Schwächung des Euro, wobei ein Bereich von 1,05 EUR bis 1,00 EUR in Sicht ist.
GBP: Belastung durch Risk On/Risk Off. Aufgrund der Schwankungen bei der Risikobereitschaft gab das Pfund Sterling gegenüber dem US-Dollar alle Gewinne aus dem Post-Inflations-Zeitraum ab – und mehr. Das Währungspaar GBP/USD bewegte sich für das Jahr wieder in den negativen Bereich und verzeichnet seit Monatsbeginn ein Minus von beinahe 3 %. Das Währungspaar liegt weiter ungefähr drei Cent unter dem 5-Jahres-Durchschnitt, nachdem es vor weniger als zwei Monaten noch sechs Cent darüber gelegen hatte. Dies ist hauptsächlich auf den Trump-Effekt zurückzuführen. Das Pfund profitiert nicht von den höheren britischen Renditen und der aggressiven Neubewertung der geldpolitischen Ausblicke der BoE und ist daher unserer Meinung nach gegenüber dem USD unterbewertet. Die risikoscheue Haltung angesichts der geopolitischen Spannungen stellt zusammen mit den zuletzt schwachen Konjunkturdaten für das Vereinigte Königreich jedoch einen zusätzlichen Gegenwind für das Pfund Sterling dar. Das Währungspaar GBP/EUR hat dagegen die Marke von 1,20 EUR wieder erreicht. Damit ist es seit Jahresbeginn um mehr als 4 % gestiegen und liegt fünf Cent über dem 5-Jahres-Durchschnitt, was auf die größer werdenden Unterschiede bei Zinssätzen und Wachstum zugunsten des GBP zurückzuführen ist. Was die Zukunft betrifft, stellen sich Händler von Pfund-Optionen jedoch auf eine höhere Volatilität im nächsten Jahr ein. Die implizite einjährige Volatilität für das Währungspaar GBP/USD liegt mit 8,19 % in der Nähe eines Ein-Jahres-Hochs. Gleichzeitig steuert die Kennzahl auf den stärksten monatlichen Anstieg seit zwei Jahren zu. Bei Betrachtung der Impliziert-Realisiert-Volatilitätsspanne sind die Optionen um rund 170 Basispunkte überteuert, so stark wie seit Oktober 2022 nicht mehr.
CHF: Wiederbelebung der Safe-Haven-Zuströme. Die erneut zunehmenden geopolitischen Risiken führten diese Woche zu einer hohen Nachfrage nach der Safe-Haven-Währung. Das Währungspaar USD/CHF fiel von einem 3-Monats-Hoch zurück, während das Währungspaar EUR/CHF die historisch bedeutende Marke von 0,93 durchbrach. Darüber hinaus stieg die Nachfrage nach optimistischen Schweizer-Franken-Optionen – trotz des Risikos deutlicher Leitzinssenkungen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) im nächsten Monat. Einmonatige Risikoumkehrungen, die die geldpolitischen Entscheidungen der großen Zentralbanken im Dezember erfassen, belegen jetzt die Favorisierung einer Aufwärtsbewegung beim CHF durch die Händler. Die Änderung deutet darauf hin, dass die jüngsten geopolitischen Turbulenzen ausgereicht haben, um den Fokus bei der Optionspositionierung bis zum Jahresende von der Geldpolitik weg zu verlagern. Der Franken wird gegenüber dem Euro bereits in der Nähe zyklischer Höchststände gehandelt. Er besitzt jedoch genügend Potenzial, diese Kursgewinne im nächsten Jahr noch weiter auszubauen. Während die Schweiz aufgrund ihrer kleinen, offenen Volkswirtschaft ebenfalls den Folgen eines Handelskriegs ausgesetzt ist, ist die Abhängigkeit der Eurozone vom Handel mit den USA weitaus größer. Dennoch muss stets das Risiko einer Intervention seitens der SNB berücksichtigt werden, was die voraussichtliche Stärke des Schweizer Franken eingrenzen könnte.